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Kapitel 6 Das Spiel beginnt

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Beitrag von Moni Fr 11 Okt - 21:46

Zur selben Zeit in den Xabour Hills...



Mit letzter Kraft schliff Dan sein schweres Gepäck die Betonstufen seines Kellers hinunter und hievte den übergroßen Kartoffelsack hinter ein paar Kartons mit Zinnsoldaten und Kerzenständern.
Verdammt, ist dieses scheiß Ding schwer gewesen.
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht verließ er den Keller und ging ins Wohnzimmer.
Auf dem Beistelltisch neben seinem Ledersessel lag eines von Cath's Armbändern, sie hatte es vergessen.
Dan griff nach dem weißen Perlenband und schleuderte es gegen die Wand, wo es zerbarst, zwanzig kleine Kügelchen rollten über den Boden und unter die Schränke.
Das mit ihr funktioniert nicht, nicht so. Ich werde einen Weg finden, meine Mutter zurück ins Leben zu holen, dann steht einem glücklichen Leben mit meiner Catherina nichts mehr im Weg...
Gestern Morgen erst hatte er Catherina von seiner toten Mutter erzählt. Sie hatte ihn zwar getröstet und ihm versichert, dass sie ihn total verstehen konnte, der letzte Satz allerdings entzündete in Dan ein Pulverfass.
„Deine Mutter ist nun mal tot und sie wird nicht wieder kommen.“
Jedoch ließ er sich nichts anmerken, Catherina hatte keine Ahnung, was ihr noch blühen würde.
Für Außenstehende war nun mehr als deutlich, dass Dan erneut in ein tiefes Loch gefallen war.
Und deprimiert wie er war, googelte er ernsthaft nach Methoden, um verstorbene Menschen zurück ins Leben zu holen. Und auch wenn es absurd war, er hatte etwas gefunden.
Es würde nicht einfach werden, aber sein Wunsch war groß genug, groß genug um auch seiner Familie und großen Liebe zu schaden.



Am Morgen war Cath schon sehr früh wach, sie hatte kaum zwei Stunden geschlafen.
Sie wurde immer stutziger, weil Dan sich immer noch nicht gemeldet hatte.
Aber was gestern Abend, während Dr. Wheatley bei ihr war, im Haus seiner Schwester passiert war, davon ahnte sie nichts.
Nachdem sie gefrühstückt hatte, sprang sie unter die Dusche und ging schließlich hinaus in den Park des Krankenhauses, um eine Zigarette zu rauchen und sich ihren Gedanken hinzugeben.
Die warme Sonne schien ihr ins Gesicht, doch sie merkte nichts von der angenehmen Wärme auf ihrer Haut.



Mit tränen überströmtem Gesicht saß Vince auf einem alten braunen Lederstuhl im Büro des Special Officer's Joshua Gumball. Dieser tippte fleißig in seinen Computer und hob immer wieder den Blick, um seinem Gegenüber Fragen zu stellen oder seine Antworten abzuwarten.
Doch dieser tat sich schwer, etwas zu sagen, seine Augen waren rot und wirkten aufgequollen.
Wie viel er wohl schon geweint haben musste?
Josh hätte detaillierte Angaben gebraucht, doch alles was Vince heraus bekam, war:
„Meine Frau...Blutlache auf dem Boden...ist weg...“
Dann sank er ihm Stuhl zusammen und vergrub das Gesicht in seinen Händen.
Joshua blickte ihn mitleidig an.
Der arme Kerl...
Er griff zum Hörer, wählte die Nummer des Crazy Chapter Hospitals und bat um einen Krankenwagen und einen Psychologen.
„In zwanzig Minuten wird jemand bei ihnen sein.“, versicherte eine raue Männerstimme am anderen Ende der Leitung.
Joshua hängte auf.
Vincent saß immer noch auf dem Stuhl wie ein Haufen Elend, er schien nichts von dem Telefonat mit dem Krankenhaus mitbekommen zu haben.
„Mr. Steelers.“, begann Josh vorsichtig und mit leiser Stimme: „Habe ich das richtig verstanden, dass sie in ihrer Wohnung eine Blutlache entdeckt haben und ihre Frau seit gestern Abend verschwunden ist?“
Vince nickte nur kaum merklich.
„Wann haben sie die Lache in ihrer Wohnung gesehen?“, fragte er nun.
Kaum verständlich schluchzte Vince:“Gestern Abend, als ich nach Hause gekommen bin. So gegen neunzehn Uhr.“
Josh hob eine Augenbraue.
„Wieso sind sie dann nicht schon früher her gekommen?“
Vincent zitterte mittlerweile am ganzen Körper, trotzdem presste er eine Antwort heraus:
„Als ich gestern Abend nach Hause kam, habe ich vergebens nach meiner Frau gerufen. Und dann habe ich die Blutlache im Wohnzimmer entdeckt und es nur noch bis in die Küche geschafft, bevor ich zusammengebrochen bin und die ganze Nacht geweint habe. Zum Glück habe ich meinen Sohn bei seiner Oma gelassen.“
Der Officer hinter dem Schreibtisch notierte und rieb sich schließlich das Kinn.
„Ich werde sofort eine Vermisstenanzeige aufgeben und die Major Crime Investigation Unit von Kingston zu ihrer Wohnung schicken. Die sollen sich das mal ansehen, die wissen, was zu tun ist. Und ich werde hinterher fahren, sobald sie im Krankenwagen sind.“
Vincent hob nun den Kopf und starrte ihn perplex an: „Krankenwagen?“
„Ja, Mr. Steelers, ich lasse sie ins Crazy Chapter Hospital bringen, die können ihnen helfen.“,
versuchte er, ihm schonend beizubringen.
Doch Vincent hatte nicht mehr die Kraft, etwas einzuwenden, auch wenn er es gern getan hätte.
Das Gesicht wieder in den Händen vergraben weinte er weiter.
Joshua reichte ihm eine Packung Taschentücher und schrieb die Vermisstenanzeige, während er mit dem Hörer zwischen Ohr und Schulter mit der MCIU in Kingston telefonierte.
„Ja, guten Tag. Special Officer Gumball von der Xabour Police hier. Wir haben hier einen Mordverdacht, der Besitzer des Hauses in der Flourstreet 6849 in Xabour hat eine Blutlache in seinem Haus entdeckt und seine Frau ist seitdem spurlos verschwunden.“....
„Ja, der Mann sitzt noch bei mir. Er wird gleich von einem Krankenwagen abgeholt.“...
„Alles klar, ich komme dann auch, sobald ich hier fertig bin.“...
„Wiederhören.“
Fünf Minuten später war Vince auf dem Weg ins Krankenhaus und Joshua düste mit seinem Dienstwagen über den Highway.



Am Haus von Meredith angekommen, griff er in sein Handschuhfach und steckte seine Glock 17 in das lederne Pistolenhalfter an seiner Hose. Die Glock 17 gehörte neben Handschellen, Pfefferspray und einem ASP-Schlagstock zur Standardausrüstung jedes Polizisten im Außendienst in ganz West Fayette. Auch wenn die Glock 17 verglichen mit anderen, bei Straftätern beliebten Waffen, eher einer Wasserpistole glich, der Schlagstock hatte es in sich. Er war aus Metall.
Ein ehemaliger Kollege hatte einmal erzählt, dass er mit dem Ding einmal jemandem den Mittelfußknochen gebrochen hatte. Nein, mit dem Teil war echt nicht zu spaßen.
Joshua graute schon immer davor, mit so einem Ding einmal eins über zu bekommen.
Er parkte das Auto auf einer kleinen Glasfläche kurz vor dem gelben Absperrband der MCIU und schlug einige Sekunden später die Tür des BMW zu.
Dann fuchtelte er ein paar Einweghandschuhe Größe L aus einer Kiste im Kofferraum und zog sie über seine langen, knochigen Finger.


Noch bevor er am Haus angekommen war, kam bereits jemand auf ihn zu gerannt.
Es war Jim.
„Hey Josh, ich war grade in der Gegend und dachte mir, ich sehe mir das mal an.“
Joshua winkte ihm kurz und ging dann weiter, denn an der Haustür des doppelstöckigen Hauses hatte er eine ziemlich kleine Person mit blonden Haaren ausgemacht, dass musste Anna sein.
„Anna, hey.“, begrüßte er die Leiterin des ersten Teams der Spurensicherung.
Diese drehte sich verwirrt zu ihm um.
„Josh?“, antwortete sie. Anna schien nicht sehr vergnügt über das Zusammentreffen mit ihm zu sein.
Vor ein paar Jahren waren die zwei ein paar Mal ausgegangen, Essen und so was.
Aber es hatte nicht funktioniert und seit der Pleite war Anna irgendwie komisch zu ihm.
Na ja....
„Also, Anna. Habt ihr was gefunden?“
Sie funkelte ihn wütend an.
„Für dich immer noch Sergeant Muuki, Holzkopf.“, korrigierte sie ihn schnippisch, bevor sie schließlich meinte:“ Nicht besonders viel. Die Blutlache ist immer noch da, mittlerweile getrocknet, aber im Haus scheint nichts zu fehlen und Leiche ist definitiv keine da. Auch Einbruchsspuren konnten wir keine ausmachen. Mein Team sichert noch die letzten Beweise und dann ziehen wir wieder ab. Sofern man das, was wir gefunden haben, Beweise nennen kann. Am besten siehst du es dir selbst mal an, ich hab zu tun.“
Mit diesen Worten wandte sie sich von Joshua ab und ließ ihn stehen.
Oh Mann, diese Frau...
Er hasste sie, weil sie immer so fies zu ihm war, aber auf der anderen Seite fand er es unglaublich sexy, wenn an ihrer Stirn diese eine Ader hervortrat, immer dann wenn sie sauer war.
Komm schon, Josh.
Es stand außer Frage, zwischen ihr und ihm würde es niemals ein Happy End geben.



Nachdem er unter dem Absperrband an der Haustür hindurch geschlüpft war, fand er sich in einem geräumigen Flur wieder, die Wände waren weiß und auf dem Boden lagen ebenso weiße Fliesen. Der Raum wirkte steril, die Fliesen glänzten.
Josh wunderte es, dass er niemanden von der Spurensicherung vorfand, sie waren wohl alle im Wohnzimmer zugange.
Er beschloss, sich das Haus einmal genau anzusehen.
Gleich links von der Haustür ging es ins Gästebad.
Der Raum war in hellen Grüntönen gestaltet, es passte alles zusammen.
Die Handtücher waren grasgrün, Josh imponierte die Farbe irgendwie.
Aber außer den schönen Handtüchern fand er nichts.
Als Letztes sah er sich den Wohnraum der Familie an, da wo auch die Blutlache gefunden wurde.
Und tatsächlich. Schon bevor seine Füße über der Türschwelle waren, konnte er eindeutig eine große Blutlache entdecken, sie war dunkelrot und schon in den hellen Laminat eingetrocknet.
Ein paar Mitarbeiter der MCIU knieten um sie herum und wisperten die ganze Zeit, Josh konnte nicht verstehen, was sie sagten.

„Hey Jungs.“, begrüßte er sie:“Special Officer Gumball, ich habe sie gerufen. Gibt es irgendwas erwähnenswertes?“
Die Männer in den weißen Anzügen blickten ihn verblüfft an, sie hatten ihn nicht bemerkt.
Dann antwortete einer von ihnen:“Nein Officer, 'tschuldigen sie. Wir haben jetzt eine Blutprobe entnommen und müssen auf das Ergebnis warten. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass das Blut von Mrs. Steelers stammt. Laut unseren Recherchen ist ihre Mutter tot, ihren Vater hat sie nie kennen gelernt. Der Rest ihrer Familie ist entweder auch tot oder redet nach Angaben des Ehemanns nicht mehr mit ihr.“
„Sie haben mit dem Ehemann geredet?“ Er starrte sie perplex an.
„Ja, er hatte im Krankenwagen die ganze Zeit geschrien und unter anderem eben das erwähnt, was ich ihnen gerade gesagt habe.“, entgegnete der junge Mann.
„Hm, okay.“ war alles, was Joshua sagte, bevor er auf dem Absatz kehrt machte und zurück nach draußen ging.
Im Haus stank es ganz schön. Es war nicht so widerlich, als wenn eine Leiche tagelang in der prallen Sonne gelegen hätte, den Geruch kannte Josh nur zu gut, dennoch trieb das hier ihm Tränen in die Augen.
Nachdem er einmal tief durchgeatmet hatte, ging er zurück zu seinem Wagen, lehnte sich gegen die Motorhaube seines Dienstwagens und betrachtete das Haus.
Es war schön groß und hellblau gestrichen.
Die Außenwand blau, das Gästebad grün, das Wohnzimmer rot...Erinnert mich irgendwie an die Villa Kunterbunt aus Pippi Langstrumpf.
Joshua lachte kurz auf, bevor er sich ermahnte, ernst zu bleiben und ein bisschen Respekt zu zeigen.



Nach ein paar Minuten beschloss er, ein wenig durch die Gegend zu laufen, die Leute da drin brauchten ihm zu lange.
Er stapfte durch das aufgeweichte Gras im Garten, auf einem kleinen Hügel ein Stück nördlich des Hauses konnte er zwei Reporter ausmachen, die Linsen ihrer Kameras leuchteten im hellen Sonnenlicht. Josh fiel auf, dass es heute ganz schön warm für einen Herbsttag war.
Nach kurzem Überlegen, ob er die Beiden verscheuchen sollte, beschloss er, einfach mal zu ihnen zu gehen.
Also spazierte er gemütlich den kleinen Hügel hinauf, doch als die Reporter ihn entdeckten, machten sie sich sofort aus dem Staub.
Das war wieder einer der Momente, in denen Josh sich vorkam, wie ein Monster.
Er wollte sich doch nur nett mit ihnen unterhalten.
Klar, er war ein Polizist, aber er hatte diesen Berufsweg doch eingeschlagen, um Menschen zu helfen und nicht um der Feind von ihnen zu sein.
Natürlich konnte er nichts daran ändern, dass er zu manchen von ihnen nun Mal nicht nett sein konnte. Wie würde das denn aussehen, wenn er einem Mörder die Hand gäbe und ihn herzlich begrüßen würde? Der würde sich doch ins Fäustchen lachen.
Kurz kam ihm der Verdacht, die Sache zwischen ihm und Anna könnte deswegen nicht geklappt haben. Weil er für sie ein Monster war...
Eigentlich hätte er innerlich über diese irrwitzige Theorie lachen müssen, aber er fand es nicht lustig. Er hätte sie gern für sich gewonnen, aber es sollte nun mal nicht sein und das musste er akzeptieren.
Geknickt stapfte er zurück zum Hof des Hauses, die Typen von der Spurensicherung trugen gerade ihr Equipment in ihre Autos, zogen ihre Schutzkleidung aus, breiteten sie auf dem Sandboden aus und säuberten sie.
Joshua betrachtete sie interessiert, wie sie die weißen Anzüge zunächst mit langstieligen Bürsten und Bleichlösung abschrubbten, dann ausspülten und schließlich desinfizierten.

Danach hoben sie ihre Atemmasken vom staubigen Boden auf und wechselten die Fünf-Phasen-Filter, bevor sie sie schließlich mit einem antibakteriellen Spray desinfizierten.
Der Job dieser Kerle musste knochenhart sein. Joshua kannte das, wenn Leichen schon so vermodert waren, dass sie noch in zweihundert Metern Entfernung so rochen, als würden ihre Düfte durch eine Klimaanlage in eine fensterlose Garage eindringen.
Er selbst war auch ab und zu an leblosen Körpern zugange.
Jedoch verschaffte er sich nur einen kurzen Überblick, aber diese Männer da...Sie mussten jeden Quadratzentimeter der toten Körper abtasten, nach Hämatomen untersuchen und schließlich noch in einen der weißen Leichensäcke stopfen. Das war oft gar nicht so einfach, denn die Leichen konnten auf das zweifache ihres Lebensgewichtes anschwellen. Da brauchte es bei einer fünfzig Kilo Dame schon mindestens zwei starke Männer.
Joshua mochte gar nicht daran denken, wie es den Mitarbeitern in der Obduktion erst ergehen mochte.
Aber na ja, diese Leute waren vieles gewohnt. Komplett zerfallene Körper, die Arme im einen und die Beine im anderen Leinensack. Sogar ausgetretene Fäkalien an allen möglichen Körperstellen waren für viele nicht neu.
Es kam schon oft vor, dass Opfer von Gewaltverbrechen offensichtlich so viel Angst hatten, dass sie sich eingenässt oder eingekotet haben.
Während Joshua da so stand und die Kollegen der MCIU beobachtete, schweifte sein Blick zu Anna, die ein Stück abseits von ihrem Team an einem Baum lehnte und etwas auf ein Blatt Papier in ihrem Klemmbrett schrieb.
Sie war wunderschön, wenn sie so im Schatten des Baumes da stand.
Ein leichter Wind ließ ihre aschblonden Haare flattern.
Josh erinnerte sich noch genau daran, er war ihr nur ein einziges Mal durch die Haare gefahren, aber dieses eine Mal war für die Ewigkeit, da war er sich sicher. Ihre Haare waren aalglatt und rochen immer nach süßem Pfirsich, genau wie sie.
Er biss sich auf die Lippe, bis er einen leicht metallischen Geschmack auf der Zunge hatte.
Er konnte sich nicht erklären, wie ein Mensch nur so viel Kraft auf ihn ausüben konnte.
Er wollte sie unbedingt haben, aber sie wollte ihn nicht. Josh würde um sie kämpfen, aber er hatte Angst, dass sie ihn wegen Belästigung anzeigte, dann wäre er am Arsch gewesen.
Warum sie nicht wenigstens befreundet sein konnten, dass wusste er nicht. Es lag wohl an ihr.
Oder lag es doch an ihm?
Nach kurzem Überlegen bezweifelte er, sich jemals mit einer Freundschaft zufrieden geben zu können. Es lag also doch an ihm...



Nachdem die Einsatzkräfte der MCIU endlich abgezogen waren, setzte auch er sich in seinen Wagen und machte sich auf den Weg zurück zum Revier. Anna hatte ihn nicht ein einziges Mal mehr angesehen und sich auch nicht verabschiedet.
Während er Fahrt fiel ihm auf, dass Jim gar nicht mehr da gewesen war, als er aus dem Haus kam.
Hatte wohl wo anders zu tun.
Von Bexter nach Xabour waren es zwanzig Kilometer, bei ruhigem Verkehr würde er in zwanzig Minuten da sein, also würden ihm noch vier Stunden Arbeit blühen, Josh graute jetzt schon vor dem riesigen Aktenstapel, der ihn in seinem Büro erwartete.



Geschafft ließ Dan sich in sein Bett fallen. Es war zwar nicht einmal achtzehn Uhr, aber diese blöde Leiche in den Keller zu schleppen, hatte ihn angestrengt. Er brauchte ein wenig Ruhe.
Nachdem er den sperrigen Sack endlich verstaut hatte, schnappte er sich noch ein paar seiner Päckchen und saß später mit dem Rücken an der Wand neben seinem Kühlschrank.
Seine Beine waren wie Gummi gewesen, er war zu schwach zum Aufstehen.
Die Arme brannten so schlimm wie nie zuvor, sein Kopf dröhnte und summte Siegeslieder.
Fassungslos starrte Dan auf die kalten Marmorfliesen, das gespiegelte Gesicht, in das er blickte, ließ ihn würgen. Mit Mühe konnte er den ekelhaften Kloß im seinem Hals herunter schlucken.
Er konnte es nicht fassen, er hatte jemanden umgebracht, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
Jetzt allerdings plagte ihn sein Gewissen.
Um es mundtot zu machen, spritze er sich noch eine weitere Dosis Heroin.
Schließlich konnte seine schmerzende Hand die Spritze nicht mehr halten, sie fiel mit einem Klicken zu Boden und rollte ein Stück über die glatten Fliesen.
Nachdem er dann irgendwann wieder aufstehen konnte, schmiss er sich gleich ins Bett, wo er jetzt immer noch herum lag und nachdachte.
Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er sich die ganze Zeit etwas vorgespielt hatte.
Nicht er hatte es unter Kontrolle. Nein, es hatte ihn unter Kontrolle.
Das Heroin konnte mit ihm anstellen was es wollte, egal ob es nun um einen boshaften Satz ging, dem er einem Familienmitglied an den Kopf warf, oder um einen kaltblütigen Mord mit der Dreistigkeit, die Leiche auch noch im Keller zu verstecken.
Er wusste aber auch, dass er es brauchte. Er war darauf angewiesen.
Wenn er so genauer darüber nachdachte, wusste er nicht einmal genau, warum er überhaupt damit angefangen hatte.
Sicherlich war seine Mutter der Grund, er kam auch nach zwei Jahren stationärer Therapie einfach nicht damit zurecht, dass sie tot war. Dabei schien doch alles wieder im Reinen zu sein...
Sie war so eine liebe Frau, das darf nicht sein. Und es ist auch nicht so...jedenfalls nicht mehr allzu lange.
Die Aussicht auf ein Happy End stimmte ihn wieder fröhlich und so schnappte er sich die Fernbedienung vom Nachttisch und zippte durch das Abendprogramm, bis er schließlich an einem Actionfilm hängen blieb. Darüber, dass er jemandem umgebracht hatte, dachte er nicht weiter nach, denn er wusste, dass es sich lohnen würde. Bald schon wäre seine Mutter wieder bei ihm, da war er sich sicher. Es fehlten nur ein paar Zutaten.



Im Countville Hospital war es mittlerweile Zeit zum Abendessen.
Catherina bekam allerdings keinen einzigen Bissen herunter.
Dr. Wheatley hatte ihr erst vor wenigen Minuten erklärt, dass sie zur Beobachtung noch drei Tage hier bleiben müsse. Außerdem hatte sie mittlerweile schon zehn Mal versucht Dan zu erreichen, aber er ging einfach nicht ans Telefon.
Was habe ich denn nur falsch gemacht?
Ohne es zu wollen, schnellte erneut der Gedanke an diesen roten Lastwagen in den Vordergrund.
Mensch Dan, wo steckst du nur drin?
Draußen wurde es bereits dunkel, während Cath immer noch im ihrem Bett lag und an die Decke starrte. Irgendwann beschloss sie, einfach bei ihm vorbei zu schauen und ihn zu fragen, was los war.
Das würde das Erste sein, was sie tun würde, wenn sie hier raus war.



Mit brennenden Augen starrte Joshua auf die roten Ziffern seiner Digitaluhr.
Sie zeigte zwei Uhr nachts an.
Er war müde, aber es nutzte nichts. Egal was er machte, er konnte einfach nicht einschlafen.
Seit wann ließ er sein Berufsleben so nah an sich heran?
Verdammte Kacke.
Nach zwei weiteren Minuten stand er auf und schlurfte barfuß hinunter in die Küche, wo er sich einen Kaffee machte.
Kurze Zeit später saß er an seinem Küchentisch und klappte den Laptop auf.
Wenn er sowieso nicht schlafen konnte, dann könnte er auch etwas sinnvolles tun und an seinem Roman weiter schreiben.
Joshua fand es irrwitzig. Das Ganze Projekt war als Krimi geplant, aber irgendwie glich es mittlerweile mehr einem Liebesroman.
Ein junger Mann, er war Unternehmer, verliebte sich eines Tages in die neue Putzfrau seiner Firma.
An ihr gab es wirklich nichts, was man hätte schön reden können. Bis auf ihren Charakter, er glich dem von Anna, aber das fiel Josh natürlich nicht auf.


Weiter war er noch nicht gekommen, ihm fehlten die Ideen.
Eigentlich glaubte er auch nicht, bei diesem Chaos in seinem Kopf etwas Sinnvolles zustande bringen zu können, dennoch war das hier besser, als im Bett zu liegen und zu grübeln.
Aus den Boxen auf dem Tisch dröhnte Prinz Pi, während er verbissen auf den Bildschirm starrte und sich im Kopf Dialoge zurecht legte, wie er die Geschichte weiterführen könnte.
Zwischendurch sang er im Kopf vor sich hin.
Manchmal glaube ich, dass Gott es ist,
der da oben vor einer großen Glotzte sitzt
und zusieht, wie seine Welt verrottet ist.
Es war schon lustig. Joshua war mittlerweile fast dreißig, dennoch hatte dieser Prinz Pi von Anfang an sein Herz erobert, auch wenn ihm Rap normalerweise total zuwider war.

Er mochte die gefühlvollen Texte und liebte die gnadenlose Art des Rappers, die Dinge klar auf den Tisch zu legen und niemals ein Blatt vor den Mund zu nehmen.
Draußen wurde es bereits wieder hell, während Josh immer noch an seinem Laptop saß und an seinem gefühlten zwanzigsten Kaffee schlürfte.
Moni
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Technikerin
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Aufgabe : Kontrolle technischer Abläufe
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