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Kapitel 5 Gefährliche Ausmaße

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Beitrag von Moni Fr 11 Okt - 21:44

Fasziniert stand Catherina in der großen Schwimmhalle der Police School in Bexter und sah ihrem Tauchlehrer, Derik Acer, dabei zu, wie er die schweren Tauchflaschen zum Beckenrand rollte. „Bevor wir gleich los legen, zieht ihr bitte alle eure Neoprenanzüge an. Aber vorher schaut ihr noch einmal kurz her. Beim Prüfen der Ausrüstung müssen wir besonders darauf achten, dass keine Löcher in der Nabelschnur sind, die die Luft aus den Flaschen zu euch leitet. Außerdem testen wir die Atemmaske, bevor wir unsere Sauerstoffflaschen aufsetzen und ins Wasser gehen.
Achtet darauf, dass keine Luft durch kommt. Wenn doch, stellt sie enger ein.“ Jetzt lief er durch die Schwimmhalle, während er weitersprach: „Und als Letztes vergewissern wir uns, dass die Luftzufuhr klappt, bevor wir ins Wasser gehen.“ Er machte eine Geste, die in etwa „Los, los“ bedeuten sollte und setzte sich auf einen der Springblöcke.
In Windeseile hatten alle ihre Anzüge an, Catherina blickte an sich herunter.
Sieht doch gar nicht so schlecht aus.
Die befürchtete Presswurst traf sie an diesem Tag nicht an, sie war zufrieden, auch wenn das vor zehn Jahren noch besser ausgesehen hatte.
Der Erste, Cath hatte mitbekommen, dass er Marcus hieß, begann unter dem kritischen Blick des Lehrers seine Ausrüstung vorzubereiten. Sie wusste, dass Marc bei der Major Crime Investigation Unit arbeitete, kurz MCIU. Soweit sie wusste, stand das Dezernat für Schwerverbrechen der Polizei in Kingston, etwa zehn Kilometer vom Polizeirevier in Xabour. Catherina dachte nach. Wenn Marc bei der MCIU arbeitete, wieso machte er dann eine Weiterbildung zum Polizeitaucher? Immerhin arbeiteten dort nur hochrangig qualifizierte Polizisten, wozu brauchte er das dann noch? Plötzlich kam ihr in den Sinn, dass er wahrscheinlich hier war, um sich zum Rettungstaucher ausbilden zu lassen. Vielleicht war er ja vorher auch ein Ermittlungsleiter oder etwas in der Art und es wurde ihm zu langweilig. Catherina stand ziemlich weit hinten in der Reihe, sie war nervös. Als Kind war sie oft mit ihren Elten tauchen, in Hawaii, in der Karibik und sogar schon auf Madagaskar. Aber das hier war ein völlig anderes Kaliber, sie musste so vieles beachten. Zudem war es schon mehr als zehn Jahre her, dass sie das letzte Mal getaucht war. Dennoch vertraute sie auf sich und ihre Fähigkeiten, sie hatte gut aufgepasst und würde ihren Traum in den folgenden Monaten verwirklichen, egal was kommen würde. Bald würde sie zur USU gehören, der Unterwasser-Sucheinheit, die ihren Sitz ebenfalls in Kingston hatte.
Nun standen nur noch zwei Leute vor ihr, langsam begannen ihre Hände zu schwitzen.
Beruhige dich, Cath. Du schaffst das.
Abgelenkt starrte sie aus dem großen Panoramafenster ihr gegenüber und dachte an Dan. Sie dachte daran, wie er sie gestern mit dieser extremen Vorsicht und doch voller Leidenschaft angefasst hatte. Bei dem Gedanken an das süße Brennen auf ihrer Haut wurde ihr schummerig.
Nun war sie dran.
Okay Cath, umschalten. Jetzt ist keine Zeit für Tragträumerei.
Mit einem heimlichen Grinsen im Gesicht trat sie vor und starrte auf das ganze Zeug, das vor ihr auf dem Boden lag. Tauchflasche, Taschenlampe, Taucherbrille, die wasserdichte Spezialuhr und die Flossen.
Verdammt.
Was sollte sie nochmal machen? Sie musste sich jetzt konzentrieren, Derik hatte vorher genau erklärt, was mit ins Wasser kommt und was sie liegen lassen sollen.
Unwillkürlich drängten sich die Gedanken an Dan in den Vordergrund. Der süße Geruch von Liebe überwältigte sie und mit einem Mal war alles, was sie vor ein paar Minuten gelernt hatte, vergessen.
Mr. Acer sah sie inzwischen wartend an.
„Miss Snuff.“, bat er sie mit einer einladenden Handbewegung, endlich anzufangen.
Cath fasste sich wieder und begann mit zittrigen Händen, das Ventil an der Sauerstoffflasche ab zu drehen und die Nabelschnur über das Loch zu stülpen. Danach fädelte sie einen Dichtungsring durch über die Nabelschnur bis zum Ventil und drehte ihn fest.
Stück für Stück tastete sie das gelbe Kabel mit den Fingern ab, um nach möglichen Löchern oder Rissen zu suchen. Die Nabelschnur schien funktionsfähig zu sein.
Nachdem sie die Flossen über ihre Füße gezogen und die Digitaluhr an ihrem Arm befestigt hatte, blickte sie sich kurz um, bevor sie ihre Taucherbrille aufsetzte und zu einem tiefen Atemzug ansetzte.
Kommt keine Luft durch.
Nachdem sie Flasche und Brille aufgesetzt und das andere Ende der Nabelschnur an dem vorgesehen Ventil an der Taucherbrille befestigt hatte, betätigte sie einen Hebel am Verschluss der Sauerstoffflasche und atmete ein. Kühle Luft strömte in ihre Lunge.
Sie deutete Derik ein OK, der schließlich nickte, nachdem er ihr erklärt hatte, dass sie das nächste Mal die Luftzufuhr prüfen sollte, bevor sie die Flasche auf ihren Rücken hievte.
Catherina sprang ins Wasser.
Das Becken war nicht beheizt, wie sie gleich feststellen musste.
Das Neopren klebte an ihrer Haut, es kam ihr vor, als würde sich ihre Haut vor Kälte zusammen ziehen, der Anzug presste sich an sie und schränkte ihre Bewegung ziemlich ein.
Catherina kannte das, wenn sich das Neopren um die Haut legte, es zog immer ein wenig, aber mit der Zeit hatte sie sich daran gewöhnt. Zum Glück hatte sie erst einmal nur das übliche Tauchzeug dabei. Die zweite Flasche und die anderen technischen Gerätschaften, die bald noch folgen würden, wären nicht mehr so leicht zu tragen. Allein schon wenn sie an die beschwerten Schlitten dachte, die sie beim Umziehen in einem der Lagerräume des Schwimmbades entdeckt hatte, wurde ihr etwas mulmig zumute. Wie sollte man mit solchen Dingern bitte auch nur einen Schritt laufen können?
Nach einem Blick zu Mr. Acer tätigte sie einen Hebel an der Sauerstoffflasche und sank langsam tiefer.
Als sie auf dem Fliesenboden des Schwimmbads angekommen war, schloss sie die Druckzufuhr wieder um zu verhindern, dass sie wieder auftrieb.
Sie schaute auf ihre Armbanduhr, die sie über den Anzug gezogen hatte.
Fünf Minuten, dann sollte sie wieder auftauchen.
Hier unten im Wasser wirkte alles unwirklich.
Sie betrachtete die verschwommenen weißen Linien auf den Kacheln am Boden und den Wänden, während sie langsam immer weiter abdriftete. Ihre Gedanken schlangen sich wieder um ihr Gehirn, verbissen sich und ließen einfach nicht locker.
Sie sah ein Bild vor sich. Da war Dan, und da war sie. Sie trug ein Hochzeitskleid, er einen schicken Anzug. Catherina lächelte, während ihre Gedanken einen Sprung machten.
Sie konnte nicht eindeutig erkennen, was sie jetzt sah, aber es sah ein wenig aus, wie ein Messer. Es kam direkt auf sie zu.
Ein Messer? Cath, bitte...
Catherina versuchte einzuatmen, aber es kam keine Luft. Ihre Lunge zog sich schmerzhaft zusammen.
Scheiße!
Nervös tätigte sie den Notschalter, der auf den Reserveteil der Sauerstoffflasche umschalten sollte, aber es tat sich nichts. Kein einziger Hauch Luft kam zu ihr durch.
Cath spürte, wie ihre Gliedmaßen schwer wurden, vor ihren Augen wüteten lila Blitze.
Sie würde ohnmächtig werden, wenn sie nicht schnell etwas unternehmen würde.
Ihr Kopf brannte und pochte, verzweifelt überlegte sie, was sie nun tun sollte.
Wieso holt mich denn keiner raus, verdammt?
Mit letzter Kraft hob sie ihren linken Arm nach der Nabelschnur, um daran zu ziehen, aber sie schaffte es nicht. Als ihre Finger das Kabel berührten, wurde alles um sie herum schwarz und sie sank wie ein Sack Mehl auf die Fliesen.
Oben bemerkte niemand etwas.
Es waren immer noch zwei Minuten Zeit, bevor sie wieder auftauchen musste und Derik war damit beschäftigt, irgendwelchen wichtigen Papierkram aus zu füllen.
Wieso passte er denn nicht auf sie auf, wie es seine Aufgabe, ja sogar Pflicht war?
Cath würde ihm die Hölle heiß machen, er würde seinen Job verlieren, sollte sie hier noch einmal lebend raus kommen.
Die Anderen unterhielten sich lautstark, niemand hatte auch nur einen Anschein davon, dass Catherina unten im Becken gerade um ihr Leben kämpfen musste.
Die Digitaluhr, die an einem schlaff herumliegenden Arm im Schwimmbad C der Police School in Bexter hing, zeigte bereits fünf Minuten dreißig an, doch noch immer wunderte sich niemand, dass Cath nicht mehr auftauchte. Mr. Acer kniete vor dem Springblock und kritzelte irgendwas auf Papier, wichtige Schreiben und so was.
Dann jedoch meldete sich Marc:“ Mr. Acer? Sollte Ms. Snuff nicht schon längst wieder oben sein?“
Derik tat einen entschuldigenden Blick und schaute auf seine Uhr. Tatsächlich.
„Okay, Ms. Snuff, das reicht jetzt. Kommen sie wieder hoch.“, sprach er in das an der Uhr integrierte Mikrofon.
Unten rührte sich nichts.
„Miss Snuff?“
Derik sprang nervös auf und warf einen Blick in das stillliegende Wasser.
Ach du meine Güte!
Völlig perplex befahl er den anderen Schülern, sofort einen Krankenwagen zu rufen und sprang in voller Kleidung in das kühle Becken. Er packte seine Schülerin am Arm und zog sie aus dem Wasser, wo er sie auf den Boden legte und direkt prüfte, ob sie noch atmete.
Puh, Gott sei Dank!
Ihre Atmung war schwach, aber sie war nicht komplett verstummt, er hatte sie nicht umgebracht.
Plötzlich machte er sich Vorwürfe. Wieso hatte er diesen scheiß Papierkram nicht nachher ausgefüllt? Es war doch scheiß egal, ob sein Boss der Meinung war, die Papiere seien wichtig.
Er trug die Verantwortung für seine Schüler und musste doch aufpassen. Dieser Fehler könnte ihn seinen Job kosten, wie dumm war er eigentlich?



Etwa zwei Stunden später wachte Catherina im Crazy Chapter Hospital in Bruceville auf.
Da die Klinik nur etwa zehn Minuten nördlich von Bexter lag, mussten sie sie wohl schnell hergebracht haben. Vielleicht war sie auch schon so lange unter Wasser gewesen, dass sie gestorben wäre, hätten die Sanitäter sie bis nach Countville gefahren, das etwa zwanzig Minuten südlich von der Polizeischule lag.



Mit einem kleinen Grinsen im Gesicht stand Dan an Meredith's Tür und wartete.
Er sah heute nicht besonders gut aus. Eigentlich war es für ihn fast schon schäbig.
Statt einem schicken Anzug trug er heute nur einen bernsteinfarbenen Kaschmir Pullover, dazu eine dunkelblaue Jeans und weiße Nike-Schuhe.
Dan hatte heute frei, deswegen wollte er mal wieder bei seiner Schwester und ihrer Familie vorbei schauen, wenn er in seinem Haus versauern müsste, würde er heute töten.
Er mochte sie, alle drei.
Was macht die denn so lange?
Ungeduldig tippelte er mit seinem Fuß auf dem Boden.
Er hatte sich erst vor fünfzehn Minuten einen Schuss gesetzt, dass sollte eigentlich reichen, um den Besuch bei seiner Schwester zu überstehen.
Aber so wie er jetzt schon wieder drauf war, konnte er nichts versprechen.
Weder sich, noch irgend jemand anderem.
Beiss die Zähne zusammen, Dan.
Vergiss nicht, du kontrollierst es, nicht umgekehrt.
Endlich öffnete sich die Tür, Dan hatte gar niemanden kommen hören.
Nach einer übertrieben herzlichen Umarmung und einem „Ich freue mich, dich zu sehen.“ gingen sie ins Haus und Dan nahm auf der schwarzen Ledercouch, die er so mochte, Platz. Während Meredith ihm etwas zu trinken holte, sah er sich um.
Das knallige Rot an den Wänden tat ihm manchmal immer noch in den Augen weh, auch nach zehn Jahren noch.
Das Meredith auf knallig bunte Farben stand, brachte ihn Mal um Mal zum Schmunzeln.
Er nannte seine kleine Schwester immer Pippi Langstrumpf.


Es dauerte nicht lange, da kam sie mit zwei Gläsern und einer Flasche Coca Cola wieder. Sie stellte alles auf dem Wohnzimmertisch ab, er war aus Marmor und sah nicht gerade billig aus.
Dan war immer wieder erleichtert, wenn er sah, wie gut seine Schwester es hatte.
Vincent war Geschäftsführer eines großen Versandhauses und verdiente so viel Geld, dass Meredith problemlos zu Hause bleiben und sich um Jack kümmern konnte. Seinem Neffen ging es also auch gut, das beruhigte ihn.
Wie erwartet begann Meredith sofort zu plappern und wollte gar nicht mehr aufhören. Sie wartete nicht einmal die Antworten von Dan ab, wie immer.
Aber es störte ihn nicht, er hatte sowieso keine große Lust, über irgend etwas zu reden.
Die Hauptsache war, dass er von zu Hause weg war, es war zu anstrengend, mit dem Frust darüber, dass er diese scheiß Drogen brauchte, um sich im Zaum zu halten und der Ratlosigkeit, was Catherina anging. In ein paar Stunden würde er sich dem wieder stellen, erneut aussetzen, aber jetzt hatte er Pause und Cath und sein Frust auch.


Nach einer Weile fiel ihm auf, dass Vince und Jack gar nicht hier waren.
Als er sich bei Meredith erkundigte, wo die Beiden denn hin seien, meinte sie nur: „Einkaufen“.
Und schon ging das Geplappers weiter, ehe Dan auch nur ein einziges Wort gesagt hat.
Manchmal konnte seine Schwester echt nervig sein, selbst wenn er miese Laune hatte und eigentlich nicht sonderlich interessiert daran war, etwas zum Gespräch beizutragen.
Nach kurzem Überlegen beschloss er, sie nicht zu unterbrechen und einfach weiter reden zu lassen, bis sie alles gesagt hatte, was sie ihm sagen wollte.
Und da er seine Schwester ganz genau kannte, wusste er auch, dass er problemlos dicht machen konnte, Meredith redete gerne, stellte aber keine Fragen.



Vorsichtig versuchte Catherina, sich im Krankenhausbett aufzusetzen.
Ihr war schwindelig und sie stützte sich am Bettgitter, das links angebracht war, ab.
Was war passiert?
Langsam erinnerte sie sich wieder.
Sie erinnerte sich wieder, wie sie ins Wasser gesprungen und abgetaucht war.
Und sie weiß auch noch genau, wie es sich angefühlt hat, als die Luft weg war und ihr Kopf zu platzen schien.
Warum war das passiert? Und was hatte man mit ihr gemacht, nachdem sie bewusstlos wurde?
Wie lange hat sie noch im Wasser gelegen, bevor sie jemand bemerkt hatte?
Die Fragen überschlugen sich und wuchsen in ihrem Gehirn zu einem vermischten Knäuel zusammen, dass unkontrolliert durch ihren Kopf rollte und überall anstieß. Die Kopfschmerzen ließen sie zusammenzucken.
Erschöpft ließ sie sich zurück in die weiche Matratze fallen, sie war zu müde, um zu sitzen.
Es dauerte nicht lange, bis sie wieder schlief.
Was auch immer in den vergangenen Stunden passiert war, es hatte sie extrem angestrengt.



Am Abend, als Dr. Wheatley kam, um nach ihr zu sehen, ging es ihr bereits ein wenig besser.
Auf dem Tisch neben ihr stand noch ein Teller mit einem halben Brot, sie mochte nicht mehr essen.
Dr. Wheatley war sehr freundlich zu ihr und dass er angesichts der Lage noch ein wenig Platz zum Scherzen hatte, schmeichelte Cath.
„Sie haben verdammtes Glück gehabt, Ms. Snuff.“, legte er ihr nahe, während er mit hinter dem Rücken verschränkten Händen vor ihrem Bett auf und ab ging.
„Was ist denn überhaupt passiert? Ich erinnere mich nur noch, dass ich ins Wasser gesprungen bin und als ich am Boden war, hab ich plötzlich keine Luft mehr bekommen. Und dann folgt eine rießen Lücke, bis ich schließlich hier aufgewacht bin.“, wollte Cath nun wissen.
Der junge Chefarzt spazierte immer noch vor ihrem Bett umher, während er antwortete:“Sie haben Glück, dass sie wieder geatmet haben, nachdem sie aus dem Wasser waren. Sonst wären sie jetzt wohl tot.“
In übertrieben fachlichem Ton erklärte er ihr:“Ihr Tauchlehrer, Mr. Acer hieß er glaub ich, hat gemeint, die Luftzufuhr wäre geschlossen gewesen, als er sie aus dem Wasser gezogen hat. Und er meinte auch, dass so etwas normalerweise nicht passieren sollte, immerhin haben sie die Flasche ja vorher überprüft. Es kann also nur so gewesen sein, dass sie die Zufuhr geschlossen haben. Allerdings sehen ich momentan noch keinen Grund, weshalb sie dies tun sollten.“
Catherina blickte ihn fragend an:“ Ich hab sie auch nicht geschlossen. Jedenfalls nicht absichtlich.“
Der Doktor blieb nun stehen und sah sie an:“ Gut, dann war das wohl ein Versehen, sie haben es in ihrer Panik nicht bemerkt und deshalb wurden sie ohnmächtig. Aber sagen sie mal, ihr Tauchlehrer, wieso hat er sie nicht sofort aus dem Wasser gezogen? Laut unseren Untersuchungen hatten sie so viel Wasser in der Lunge, dass wir davon ausgehen müssen, dass sie mindestens fünf Minuten bewusstlos im Wasser lagen.“
Wieso fragte er das? Mr. Acer hatte ihm also nicht gesagt, dass er unvorsichtig gewesen war?
Dieses scheiß Arschloch.
Catherina beschloss, auszupacken. Sie wusste nicht, was sie sonst hätte sagen sollen.
„Nun ja, wissen sie. Mr. Acer ist eigentlich ganz in Ordnung, allerdings hat er laut einem Kollegen die ganze Zeit irgendwelche Papiere ausgefüllt, während ich im Wasser war.“
„Also hat er seine Aufsichtspflicht verletzt.“, schlussfolgerte Dr. Wheatley.
Cath nickte nur.
Der Dr. begann nun wieder umher zu laufen, das machte Catherina nervös.
„Dann hätten wir schon einmal geklärt, was passiert ist.“
Vorsichtig fragte er:“ Ms. Snuff, ich möchte ihnen gewiss nicht zu nahe treten, aber haben sie einen Verdacht, warum sie versehentlich die Luft abgestellt haben? Hat sich in ihrem Leben die letzten Monate etwas Grundlegendes verändert? Irgendwas dass neu dazu kam oder verschwunden ist, der Tod eines Verwandten vielleicht oder ähnliches?“
Catherina blickte ihn an. „Ich habe keine Verwandten mehr, die sind alle schon lange tot oder reden nicht mehr mit mir.“
Sie fixierte ihn mit einem Blick, der von der Bedeutung her etwa mit dem Fauchen einer Katze zu vergleichen war.
Der Arzt registrierte sofort, dass sie nicht darüber reden wollte und machte keine Anstalten, weiter nach zu bohren.
„Nun denn, wenn sie nichts verloren haben, gibt es denn etwas, dass erst seit kurzem, vielleicht ein paar Wochen oder Monate in ihrem Leben ist, eventuell etwas, worum sie sich sorgen?“
Dr. Wheatley hoffte inständig, es mit seiner Fragerei nicht zu weit getrieben zu haben. Cath war ihm sympathisch, er wollte sie nicht verärgern. Aber vielleicht hatte es seelische Ursachen, dass seine Patientin sich durch ein Versehen beinahe umgebracht hatte.
„Nun ja.“, setzte Cath an,“ Es gibt da tatsächlich etwas. Ich bin seit kurzem wieder vergeben, davor war ich drei Jahre alleine, mit meinem Ex gab es ein paar Probleme.“
Abrupt zog sich ihr Magen zusammen, sie gab sich Mühe, es zu ignorieren.
Dann redete sie weiter:“ Und wenn ich ehrlich sein soll, und das muss ich wohl wenn ich hier raus will, mache ich mir tatsächlich viele Gedanken um meinen Freund.
Allerdings möchte ich nicht näher darauf eingehen, dass ist immer noch meine Sache.“
Den letzten Satz sprach sie wie ein trotziges Kind, dass nicht Schlafen gehen wollte.
Der Doktor fuhr sich mit der Hand über den rasierten Bart.
„Wenn das so ist, Ms. Snuff, liegt die Vermutung nahe, dass sie abgelenkt und daher unvorsichtig waren und dann ist es passiert. Können sie das bestätigen?“
Langsam wurde Catherina sauer. Er wusste doch nun, was passiert war, konnte er sie nicht einfach in Ruhe lassen?
„Ja, das könnte schon sein.“, lautete ihre platte Antwort.
Der Arzt nickte.
„Eine Sache noch. Wegen ihrem Tauchlehrer, möchten sie Anzeige erstatten? Ich kann die Polizei für sie rufen.“
Catherina verneinte und erklärte ihm, dass sie das schon selbst machen würde.
Dr. Wheatley's Funkgerät piepste, er winkte ihr schnell und verschwand.
Cath seufzte erleichtert, nachdem die Tür ins Schloss gefallen war.
Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie ganz alleine im Zimmer war, zu alleine.
Sie wollte bei Dan sein.
Wieso hatte er sich nicht schon längst gemeldet?
Plötzlich erinnerte sich sich wieder an den komischen Vorfall im Schwimmbad.
Sie hatte ihn gesehen, sie hatten geheiratet.
Aber dann passierte etwas merkwürdiges, er verschwand und sie auch.
Alles was sie dann sehen konnte, war ein scharf glänzendes Messer, dass auf sie zu kam und hörbar die Luft zerschnitt.
Sie schüttelte ungläubig den Kopf.
Komm schon, du bist total durcheinander wegen Dan.
Morgen gehe ich wieder nach Hause und hänge mich in den Fall mit dem Lastwagen rein,
meine Weiterbildung ist erst Mal egal. Ich kann nicht mehr länger damit leben, nicht zu wissen, ob Dan etwas mit der Sache zu tun hat.
Es dauerte gefühlte zehn Jahre bis sie, unter den wachsamen Augen des hellen Mondes und durchgängig am Nachdenken, einschlief.
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