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Kapitel 7 Wer hat Angst vorm bösen Mann?

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Beitrag von Moni Fr 11 Okt - 21:55

Heute war es soweit, Catherina durfte das Krankenhaus wieder verlassen. Bevor sie ging, verabschiedete Dr. Wheatley sie noch, sie wurde den Verdacht nicht los, er sei verknallt in sie.
So stand sie da nun, am Eingang zum Krankenhaus.
Wie sollte sie jetzt nach Hause kommen?
Dan ging immer noch nicht ans Telefon, da würde sie heute Abend auf jeden Fall vorbeifahren.
Richard war auf der Arbeit und sonst hatte sie nicht wirklich jemanden.
Sie atmete tief durch und beschloss schließlich, mit dem Bus zu fahren.
Während sie in Linie 2 Richtung Brooks auf einem staubigen, alten Zweiersitz neben einer alten Frau Platz nahm, ahnte sie noch nicht, dass es ein Fehler war, Dan noch einmal aufzusuchen.

Nur ein paar Meter von ihrer Wohnung entfernt hielt der Bus und sie stieg aus.
Zu dem grauen Häuserblock war sie schnell gelaufen, der Fahrstuhl jedoch ließ mal wieder auf sich warten.
Hat sich also nichts verändert, als ich weg war.
Wenn sie sich da mal nicht zu früh freute...
Geschätzte zwei Minuten dauerte es, bis der Aufzug endlich herunterkam und sich die Türen mit einem Quietschen öffneten.
Cath schlüpfte zwischen ihnen hindurch, noch bevor sie komplett offen waren und drückte auf den Knopf mit der sechs.
Während der Fahrstuhl wieder los fuhr, betrachtete sie sich in den Spiegelwänden um sie herum.
Cath war ihrer Auffassung nach noch nie besonders hübsch gewesen, aber sie hatte auf jeden Fall schon mal besser ausgesehen als heute.
Die kastanienbraunen Locken waren zerzaust und ihr Gesicht war weiß wie Babypuder.
Na ja, du hattest einen anstrengenden Tag. Noch einen Kaffee und dann auf zu Dan.
Eigentlich war sie müde, aber es konnte nicht warten, sie musste das heute mit ihm klären.
Dieses blöde Arschloch. Was hab ich ihm denn getan? Den werde ich fertig machen, da kann er sich drauf verlassen!
Cath fluchte laut vor sich hin, während sie sich einen Kaffee brühte.
Mit der Tasse in der Hand saß sie wenig später an ihrem Laptop und checkte ihre Mails.
Überraschenderweise war nur eine einzige im Posteingang, sie war von einem unbekannten Absender.
Cath hob misstrauisch die linke Augenbraue, klickte schließlich aber doch auf „Öffnen“.
Während sie die Mail las, prustete sie plötzlich den heißen Kaffee auf ihre Oberschenkel und würgte mehrmals.
Sollte das ein Witz sein?

Absender: Unbekannt

Betreff: Das wirst du schon noch erfahren.

Liebste Catherina,

Ich weiß, dass du jetzt vermutlich ein wenig verwirrt sein wirst, aber mach dir keine Sorgen.
Schon bald wirst du mich kennen lernen, beziehungsweise richtig kennen lernen.
Denn ich brauche dich, für ein Projekt. Wenn die Zeit gekommen ist, wirst du erfahren, worum es geht. Bis dahin wünsche ich dir eine gute Besserung.
Und ach ja, komm bloß nicht auf die Idee, jemandem etwas von dieser Mail zu erzählen, sonst ist dein Freund, dieser Dan, ganz schnell tot.
Eigentlich wollte ich dir nicht drohen, aber es muss sein.
Es tut mir Leid, Catherina.
Aber du musst wirklich keine Angst haben, wenn das alles vorbei ist,
dann werden wir zwei bis an unser Lebensende glücklich miteinander sein.
Ich habe mir sogar schon Namen für unsere Kinder ausgedacht.



Kinder? Cath musste würgen, wie pervers war das denn bitte?
Der Brief riss sie fast vom Stuhl, dennoch zwang sie sich, weiter zu lesen.


So, wenn du diese Mail zu Ende gelesen hast, dann möchte ich, dass du sie umgehend löschst.
Ich werde mich in ein paar Tagen wieder melden, dieses Mal mit Anweisungen, die du befolgen wirst. Und komm ja nicht auf die Idee, irgendwas dummes zu tun. Ich hab dich im Auge, immer und überall.
Ich entschuldige mich nochmals für meine Art, aber es geht nicht anders.
Bald wird alles gut!

Liebe Grüße  Dein Schicksal




Catherina hing schlaff in ihrem Bürostuhl und atmete hörbar ein und aus.
Was für eine kranke Scheiße zog man da mit ihr ab?
War es nur ein Streich? Oder bitterer Ernst? Woher wusste der Absender, dass sie im Krankenhaus gewesen war?
Dan...Was soll ich denn jetzt machen?
In den folgenden zwanzig Minuten zündete die Polizistin sich eine Zigarette nach der Anderen an. Sie traute sich nicht mehr aus dem Haus., sie würde Dan einfach morgen nochmal anrufen.
Schon der Gedanke daran, morgen wieder zur Arbeit gehen zu müssen, verängstigte sie.
Verdammt nochmal, du bist Officer Snuff. Reiß dich zusammen!
Doch dieser Satz konnte nicht wirklich etwas an ihrer Angst tun, es folgte eine unruhige Nacht.


Draußen dämmerte es bereits und noch immer hatte sie die Mail nicht gelöscht, das würde sie auch nicht. Zwar traute sie sich nicht zur Polizei, aber sie würde schon selbst herausfinden, wer sie belästigte, immerhin hatte sie es nicht zum ersten Mal mit einem Stalker zu tun, der offensichtlich einen an der Waffel hatte.
Schön, wenn man sich die Angst mit Tatendrang weg reden kann, mal gucken, ob ich mich auch daran halte.
Sie erinnerte sich an ihren ersten Fall vor zehn Jahren.
Damals war eine junge Frau in ihr Büro gestürmt und hatte unter Tränen erklärt, dass sie seit geschlagenen drei Monaten von jemand Unbekanntem verfolgt wurde.
Und da der Täter sie mit den verschiedensten Dingen bedroht hatte, kam sie nicht früher, aber schließlich hielt sie es einfach nicht mehr aus.
Wochenlang observierte Cath mit ihren Kollegen das kleine Haus in North Xabour, bis sie den Stalker endlich ausmachen konnten. Nach fünf weiteren Stunden quer durchs Land hatten sie ihn geschnappt und aufgrund seines Vorstrafenregisters saß er seitdem im Gefängnis.
Die junge Frau hatte Glück gehabt, der Typ war schon wegen Mordes im Knast gewesen.
Nein, mit Stalkern war nicht zu spaßen, das wusste Cath. Schon gar nicht, wenn sie ihren Opfer drohten.
Es war zwar gerade einmal Mittag, dennoch beschloss Catherina, sich ein wenig auszuruhen.
Ab morgen müsste sie wieder arbeiten, also könnte sie die freie Zeit nutzen, um sich einmal richtig auszuschlafen. Sofern ihr Kopf es ihr erlaubte.


Dan klappte seinen Laptop zu und verstaute ihn im Wohnzimmerschrank. Er hatte seinem nächsten Opfer eine Mail gesendet, nachdem er in Erfahrung gebracht hatte, wann es das Krankenhaus verlassen durfte. Dieses Mal wollte er es anders angehen, langsamer, sie leiden lassen. Bei seinem ersten Opfer hatte er kurzen Prozess gemacht, Vase über den Kopf und vorbei. Doch dieses Mal würde es anders laufen. Er würde schon noch klar stellen, wer das Sagen hatte und wie weh man ihm getan hatte.
Mit einem Grinsen über beide Ohren stellte er sich vor, wie Cath gerade an ihrem Schreibtisch saß und ihr vor Angst fast die Augen aus den Höhlen fielen.
Und nur er wusste, dass ihr wirklich bald die Augen aus den Höhlen fallen würden.
Während er sich seinem Gedankengang hingab, fiel ihm auf, dass er immer noch nicht alle Zutaten beisammen hatte, um seine Mutter wieder zu bekommen.
Beflügelt machte er sich auf den Weg in seinen dunklen Keller.
Dort angekommen, zog er vorsichtig den dicken Kartoffelsack hinter den Kartons hervor.
Er  war mittlerweile doppelt so groß wie gestern, Dan hoffte, die Leiche würde nicht noch weiter aufquellen.
Nachdem er sie in die Mitte des Raumes gezogen hatte, ließ er den Sack auf den Boden klatschen.
Dann nahm er ein Taschenmesser und schnitt den aufgedunsenen Beutel der Länge nach auf.
Ein Schwall von Verwesungsgerüchen drang in seine Nase und brannte sich in seine Schleimhäute.
Würgend ging er in eines der anderen Zimmer, um sich eine Atemmaske und Handschuhe zu holen.
Nachdem er die Leiche vorsichtig aus dem Leinen gepellt hatte, stockte ihm fast der Atem.
Seine Schwester sah furchtbar aus, ihre Haut war mit dunkelblauen Flecken übersät und sie lag starr da und blickte ihn durch ihre schönen, grünen Augen vorwurfsvoll an.
„Keine Angst, mein liebes Schwesterchen.
Auch du bist nicht umsonst gestorben.
Bald wirst auch du wieder bei mir sein, ja, schon bald.
Mach dir keine Sorgen, meine Liebe.“

Plötzlich drang ein absurdes Lachen aus seiner Kehle, dass in den Räumen des Kellers widerhallte.
Dan überlegte fieberhaft, wie er es schaffen sollte, ihre Augen aus den Höhlen zu kriegen.
Heraus kratzen konnte er sie nicht, das würde sie beschädigen. Zermatschte Augen würden ihm nicht viel bringen.
Nach einer Weile holte er sich einen Eisportionierer aus der Küchenschublade und kniete sich vor Meredith's Kopf.
„Das wird jetzt ein wenig weh tun, aber hab keine Angst.
Es wird alles wieder gut werden.“

Behutsam streichelte er ihr über die verfilzten Haare, bevor er schließlich vorsichtig den Eisportionierer ansetzte.
Jedoch merkte er schnell, dass es so nicht funktionierte.
Also beschloss er, mit seinem Taschenmesser erst die Augenlider aus dem Weg zu schneiden.
Keine zehn Sekunden später klatschten zwei kleine Hautfetzen auf den kalten Beton.
Das Licht war nur spärlich, aber es reichte aus.
Geschickt setzte er den Eisportionierer erneut an, dieses Mal dort, wo vorher die Augenlider waren und hebelte ihn in die Augenhöhlen.
Nach kurzem hin und her drehen löste sich das erste Auge mit einem Ploppen aus der Höhle.
Dan schnitt mit seinem Messer den Sehnerv durch und spießte das Auge auf die Klinge, um es in ein Einmachglas mit einer merkwürdig schimmernden Sülze zu legen, dass er im Eck auf dem alten Schrank stehen hatte. Das Selbe machte er auch mit dem anderen Auge. Dann schnippelte er ihr mit dem Taschenmesser ein Haarbüschel vom Kopf und verstaute es mit dem Glas in einer Schublade der Kommode und wickelte seine Schwester wieder ein.
Sie stank zwar unheimlich, aber hier würde das niemandem auffallen.
Und Dan, der konnte damit leben. Immerhin wusste er, dass sie nicht lange tot sein würde.
Unwillkürlich schlich sich ein Hauch schlechtes Gewissen in sein Gehirn.


Er kramte in einer alten Truhe herum und schnappte sich ein paar Päckchen, bevor er in die Küche ging und sich auf die Eckbank fallen ließ.
Nach einer kräftigen Dosis Heroin sank er ein wenig zusammen, fühlte sich aber bald besser.
Guten Gemüts machte er sich auf den Weg in die Garage, um in seinen Mercedes zu steigen und eine alte Freundin zu besuchen.


Special Officer Joshua Gumball saß nun schon seit über sechs Stunden in seinem Büro, aber der Aktenstapel auf dem Tisch wollte einfach nicht kleiner werden.
Genervt ging er eine nach der anderen durch, tippte in den Computer und holte sich ab und an einen Kaffee vom Automaten draußen auf dem Flur.
Und als ob er nicht schon genug Arbeit hätte, platzte dauernd jemand herein und wollte was von ihm. Einmal sollte er etwas unterschreiben, dann sollte er sich etwas ansehen und ein anders Mal wollten seine Kollegen nur mit ihm plaudern.
Wieso kann denn nicht mal jemand kommen, der wenigstens was nützliches von mir will?
Zum Beispiel mich hier raus holen.
Joshua schnaufte, bevor er sich weiter durch die Akten kämpfte.
Plötzlich fiel ihm ein Bericht von Catherina in die Hand.
Er klappte ihn auf und las.
Es ging um die Erkundung der Xabour Hills, Josh las gespannt weiter.
Hm...das ist ja nicht wirklich viel. Eigentlich ist es sogar gar nichts...
Joshua schlug die Akte wieder zu und tippte aus dem Kopf in den Computer.
Er arbeitete schon seit fast fünfzehn Jahren bei der Polizei und für ihn war es mittlerweile ein Leichtes, sich selbst zehn Seiten lange Berichte lückenlos zu merken und abzutippen.
Nachdem er fertig war, schnappte er sich die nächste Akte.
Bevor er sie öffnete, warf er einen sehnsüchtigen Blick auf die Uhr. In einer Stunden würde er Mittagspause haben, er konnte es kaum erwarten.
Josh betete, dass sein Telefon endlich klingeln würde und man ihn irgendwo hinschicken würde, während er immer unkonzentrierter  wurde und mit den Gedanken bei Anna halbherzig weiter tippte.


Dan war mittlerweile in Brooks angekommen und hielt hinter einem großen Gebüsch gegenüber eines großes Betonklotzes.
In seinem Körper hüpfte etwas, es kribbelte und er freute sich, sie wieder zu sehen.
Nachdem er die Tür seines VW Käfers abgeschlossen hatte, stapfte er hinüber zu den Häusern.
Auf halber Strecke hatte es angefangen zu regnen, er zog seine Kapuze tief ins Gesicht und ging mit raschen Schritten auf die Eingangstür zu.
Dort kam glücklicherweise gerade eine alte Frau aus dem Haus, die ihm die Tür auf hielt.
Dan trat ein, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen und blieb in der kleinen Eingangshalle stehen. Er sah sich kurz um und beschloss dann, die Treppen zu nehmen.
Irgendwo da musste es doch Fluchtwege geben, dort würde er sich auf die Lauer legen und auf seine Angebetete warten.
Nachdem er sechs Stöcke nach oben gerannt war, blickte er sich schwer atmend um.
Es dauerte nicht lange, da hatte er eine Tür gefunden, die als Fluchtweg gekennzeichnet war, genau neben der Wohnungstür von Cath.
Ironischerweise schlug diese jedoch keinen Alarm, wenn man sie öffnete.
Dan verstand das zwar nicht, aber es war ihm im Moment auch egal, immerhin nutzte es ihm ungemein.
Unerwartet entdeckte er einen Schacht in dem kleinen Zwischenraum am Rande des Hauses.
Eine Wendeltreppe führte hinauf in die anderen Etagen, beziehungsweise nach ganz unten in den Eingangsbereich.
Dan fiel auf, dass das Gitter am Schacht herunter gefallen war.
Also kletterte er am Geländer der Treppe empor und hangelte sich über die Wasserrohre, die da wo eigentlich die Decke sein sollte, entlang liefen mit den Füßen voraus in den Schacht.
Es war überraschend groß, auch wenn er gerade einmal genug Platz hatte, um sich um zu drehen.
Vorsichtig krabbelte er nun weiter, aber schon bald wurde es düster.
Dan schnaubte und fuchtelte schließlich sein Taschenmesser mit der Taschenlampe aus seiner Hosentasche, was schwieriger war, als er gedacht hatte.
Nachdem er wieder sehen konnte, kroch er weiter, bis schließlich die ersten Abzweigungen kamen.
Frei nach Bauchgefühl krabbelte er links weiter, schon bald taten sich vor ihm zehn weitere Abbiegungen auf.
Na toll, das hat mir gerade noch gefehlt.
Probieren wir mal den hier.
Entschlossen robbte er weiter durch die Mitte.
Plötzlich strauchelte er ein wenig, bevor er sich wieder fasste und schnell ein Stück zurück kroch.
Vor ihm ging es bergab, mit Vorsicht wagte er einen Blick über den Rand, von dem er gerade noch fast gestürzt wäre.
Es war nicht besonders tief, wenn er es schaffte, sie noch einmal umzudrehen, dann könnte er locker hinunter springen.
Gesagt, getan. Kurze Zeit später saß er mit den Füßen voraus im Schacht und rutschte langsam immer weiter zum Rand.
So wie es von oben aussah, könnte er mit ein bisschen Glück durch das Gitter in ihre Wohnung sehen, falls er überhaupt richtig sein sollte. Dan hoffte es, genau wie er betete, dass da unten im Zimmer gerade niemand war, immerhin würde er nicht gerade leise sein, wenn er da unten mit seinen Füßen auf knallte.
Nachdem er schließlich gesprungen war, hielt er nervös den Atem an, aber es rührte sich nichts.
Puh, das läuft ja wie am Schnürchen.
Gespannt warf er einen Blick durch das rostige Gitter und stellte schnell fest, dass er tatsächlich in Cath's Wohnung gelandet war. Jetzt musste sie nur noch kommen, er wartete voller Vorfreude.

Dan saß bereits seit zwei Stunden in dem engen, stickigen Schacht und noch immer war rein gar nichts von seiner Perle zu sehen.
Doch dann endlich hörte er einen klappernden Schlüsselbund, Catherina kam nach Hause.
Dan konnte sehen, wie sie ihren Schlüssel auf die Kommode im Wohnzimmer knallte und dann in der Küche verschwand, nachdem sie Jacke und Schuhe ausgezogen hatte.
Wenig später kam sie zurück und schnappte sich Klamotten vom Wäscheständer, bevor sie ins Bad schlenderte.
Dan fuchtelte sein Handy aus der Tasche und tippte.

Hallo meine Süße, da bin ich wieder.

Ich habe dir ja schon gesagt, dass du das nächste Mal Anweisungen bekommen wirst.
Dafür ist es zwar noch ein bisschen früh, aber bis die Zeit gekommen ist, bitte ich dich, den gestreiften BH den du gerade mit in die Dusche genommen hast, wieder zurück zu legen und den mit den roten Spitzen zu nehmen. Der sieht einfach schöner an dir aus.
Auch wenn ich zugeben muss, dass nicht einmal ein Müllsack besonders schlimm an dir aussehen würde. * grins *
Es versteht sich denke ich von selbst, dass du diese SMS nach dem lesen löschen wirst.

Dann schickte er sie an Catherina's Handy und wartete.
Nachdem Cath fertig geduscht und angezogen war, bemerkte sie den leuchtenden Bildschirm und warf einen Blick auf das Display, sie hatte eine neue Nachricht.
Hoffentlich ist die nicht schon wieder von diesem Irren...
Mit zitternden Händen öffnete sie die SMS und siehe da, eine unbekannte Nummer.
Woher hatte diese kranke Kerl ihre Nummer? Oder was es vielleicht eine Frau?
Die SMS ließ sie ziemlich schnell erkennen, dass ihr Stalker eindeutig ein Typ sein musste.
Moment mal, er hatte sie im Wohnzimmer gesehen? Dann musste er hier irgendwo sein.
Mit einem Mal wurde Cath ganz schön mulmig, also schnappte sie sich ihre Glock 17, die auf der Waschmaschine lag und steckte sie in ihre Jogginghose.
Sie war Polizistin, so leicht würde er sie nicht klein kriegen.
Nach kurzem Überlegen beschloss sie, so zu tun als hätte sie keine Ahnung, dass hier irgendjemand herumschlich, sie würde einfach so weiter machen wie immer.
Egal auf was dieser Kerl aus war, von ihr würde er es nicht kriegen.
Also ging sie, um Ruhe bemüht, zurück ins Wohnzimmer, ließ sich auf ihrer Couch nieder und schaute Fernsehen.


Etwa eine halbe Stunde später, als Catherina wieder im Bad war, kletterte Dan aus dem Schacht und raste wenig später mit seinem Auto über den Highway.
Irgendwie gefiel es ihm ungemein, seiner Liebsten Angst zu machen, sie sollten endlich alle einmal spüren, wie es ist, richtig Angst zu haben, genau wie er es am eigenen Leibe erfahren musste.

Zuhause angekommen, parkte er sein Auto in der Garage und ging auf direktem Wege in sein Badezimmer. Dann zog er die Schublade an seinem Waschtisch auf und kramte darin herum, bis er schließlich einen pinken, mit Perlen besetzten Kamm herausnahm.
Er verstaute ihn in der Hosentasche seiner verwaschenen Jeans und schnappte sich von einem kleinen Tischen im Flur Handschuhe und eine Maske, bevor er in den Keller hinunterstieg.
Dort angekommen, ging er schnurstracks auf den Raum mit der Leiche seiner Schwester zu und knipste die kleine Glühlampe an.
Nachdem er Meredith's leblosen Körper hinter den Kartons hervorgezogen hatte, klappte er die Leinenfetzen zur Seite und betrachtete sie. Zum Glück war sie hier unten vor Wärme und Maden geschützt, so verweste sie nicht zu schnell und außerdem war es wichtig, dass er die Augen makellos aus ihr heraus bekam.
„Du siehst schlimm aus, Schwesterchen. Aber keine Sorge, ich werde dich ein wenig herrichten. Und schon bald wirst du wieder bei mir sein und bei deinem Ehemann. Und du wirst toll aussehen, das verspreche ich dir. Und dann wird Mutter endlich auch sehen können, wie toll dein Leben doch ist.“
Dan zog den Kamm aus der Tasche, nahm hinter Meredith's Kopf Platz und begann vorsichtig, die Knoten in ihren einst so schönen Haaren zu lösen.
Ab und an säuselte er ein „Entschuldige“, wenn er so fest gezogen hatte, dass ihr Kopf sich bewegte.


Eine halbe Stunde später war er fertig. Er ging noch einmal in sein Bad und schnappte sich eine Tube Shampoo und einen Eimer mit Wasser, um ihr die Haare zu waschen.
Er shampoonierte sie achtsam ein, fast als fürchtete er, sie könnten abbrechen, wenn er nicht vorsichtig genug wäre.
Nachdem er den Rest Wasser über ihren Kopf geschüttet hatte, trocknete er ihr die Haare mit einem Haartrockner und band ihr schließlich einen Zopf.
Dann wusch er noch ihr Gesicht, bevor er das Leinen wieder über ihrem Körper ausbreitete und sie zurück auf ihren Platz hievte.
Dann säuselte er noch ein „Ich hoffe, du fühlst dich jetzt besser. Ich komme morgen wieder, auf Wiedersehen.“, bevor sein schwarzer Schatten schließlich mit dem Dunkel der Kellermauern verschmolz.

Und ein paar Minuten später saß er wieder auf der Eckbank, platt und ausgelaugt und vollgepumpt mit Heroin.
Langsam und unaufhaltsam schritt er immer näher an die Grenze heran, die er sich eigens gezogen hatte. Niemals mehr als fünf Dosen am Tag. Heute hatte er bereits fünf und gestern vier. Und er würde heute noch mindestens eine brauchen, obwohl es schon fast zehn Uhr abends war.
Dass die Sucht möglicherweise gefährlich für ihn werden könnte, daran dachte er nicht.
Wie immer hing ein dicker schwarzer Nebel um den Teil seines Gehirns, der für seine Vernunft verantwortlich war.
Weil er nicht wusste, was er tun sollte, schnappte er sich die Fernbedienung und glotzte stundenlang auf den Bildschirm, ohne richtig da zu sein oder besonders viel mit zu bekommen.


Zehn Kilometer entfernt in Brooks lag Catherina bereits im Bett, schlafen konnte sie jedoch nicht.
Zu viele Gedanken tobten in ihrem Kopf und schienen sie aufzufressen.
Was verdammt nochmal will dieser Unbekannte?
Was hab ich ihm getan?
Und wieso beschattet er mich in meiner Wohnung?

Der rote Lastwagen...hoffentlich hab ich morgen nicht so viel zu tun, damit ich mich darum kümmern kann. Seit das halbe Revier an diesem Mordfall dran ist, an dem ich natürlich nichts zu suchen hab, weil ich ja nur eine stinknormale Streifenpolizistin bin, bleibt mehr und mehr Arbeit an mir hängen. Das ätzt.
Hm...Ich werde wohl morgen zu Kingston gehen und mir Urlaub nehmen, dann kann ich mich voll und ganz auf diesen scheiß Stalker und den merkwürdigen LKW konzentrieren.
Mal schauen, vielleicht hat Ms. Chepsi ihn ja nochmal gesehen.

Sie war immer noch mit Angst erfüllt, weil sie befürchtete, dieser Lastwagen könnte Teil irgendwelcher krimineller Geschäfte sein. Das eigentlich Schlimme daran aber war die Angst, dass Dan was damit zu tun hatte, auch wenn sie sich mittlerweile sicher war, dass sie sich getäuscht hat und beim  ersten Treffen mit Dan nicht in den Xabour Hills war.
Ich und meine Paranoia...
Dan...ich hoffe wirklich inständig, dass dir nichts passiert ist. Wieso meldest du dich denn nicht?
Gerade dann, wenn ich dich brauche, bist du auf einmal nicht mehr da.

Catherina kannte die Leute, die in solche Geschäfte verwickelt haben.
Wenn es Probleme wegen Geld oder sonstigem gab, dann wurden die Schuldigen schon gern einmal entführt und gefoltert oder sogar getötet.
In Cath's Magen zog sich alles schmerzhaft zusammen, ihr Puls raste.
Nein, sie durfte gar nicht daran denken.
Um sich abzulenken, schlüpfte sie in ihre Pantoffeln und stand wenig später mit einer Zigarette auf dem Balkon.
Es war zwar kalt, aber sie trug nur ein Shirt mit einem Aufdruck von den Arctic Monkeys  und eine Boxershorts, das reichte ihr. Die kühle Luft an ihren Armen und Beinen beruhigte sie ein bissschen, während sie in den klaren Nachthimmel schaute und beobachtete, wie die Nebelschwaden durch den Wald vor ihr zogen.

Es wurde bereits  langsam hell und Catherina lag immer noch todmüde und trotzdem hellwach in ihrem Bett. Enttäuscht stellte sie fest, dass es bald wieder länger dunkel sein würde, der Winter war im Anmarsch und sie hasste ihn.
Nach einem Blick auf die Uhr beschloss sie, dass es keinen Sinn mehr haben würde, liegen zu bleiben.
Also stand sie auf und setzte sich in die Küche, wo sie einen Kaffee trank und sich zwang, wenigstens eine halbe Schüssel Müsli zu essen.
Nach einer übertrieben langen Duschen setzte sie sich in ihren dunkelblauen Renault und raste wenig später mit voll aufgedrehtem CD-Player über den Highway.
Aber auch die boomende Musik konnte sie nicht von ihren sorgenreichen Gedanken um ihren Liebsten ablenken.

Wenig später parkte Catherina pünktlich auf ihrem Privatparkplatz des Polizeireviers. Sie hatte überhaupt gar keine Lust auf die nächsten Stunden. Papierkram, nichts als Papierkram wartete auf sie. Fast das ganze Revier arbeitete mit Hochdruck an diesem blöden Mordfall, von dem sie rein gar nichts wusste. Eben nur, dass es ein Mordfall war.
So ist das eben als Streifenpolizistin...
Insgeheim hoffte sie, ihre Weiterbildung irgendwann noch einmal zu Ende bringen zu können, aber erstens erlaubte ihre Gesundheit dies momentan nicht und zweitens gab es im Moment wichtigeres. Dan war immer noch spurlos verschwunden und langsam platzte Catherina wirklich der Kragen.
Sie hatte keine Ahnung, ob er sauer auf sie war oder ob etwas schlimmes passiert war, so etwas kann einen echt wahnsinnig machen. Und die Sache mit den mysteriösen Nachrichten hatte sie auch im Griff, die Folgen waren schlechter Schlaf und permanente Angst. Zwar war Cath noch lange nicht dabei, durchzudrehen, aber sie blickte sich dauerhaft um, wenn sie irgendwo entlang lief, selbst wenn sie nicht in einem einsamen dunklen Wald war, sondern in einer belebten Fußgängerzone.
Ich bin Polizistin, ja. Aber welches Gesetz sagt denn, dass ich deswegen keine Angst haben darf?
Frustriert schlug sie die Autotür zu und blickte hinüber zum Hauptgebäude der Polizeistation.
Heute kam es ihr irgendwie so vor, als würde sie dieses Gebäude hassen, mehr als alles andere.
Das muss meine Unlust sein...
Langsamen Schrittes machte sie sich auf den Weg in ihr Büro. Unten im Empfangsbereich zog sie sich eine Schachtel Lucky Strike und oben am Automaten schließlich einen starken Kaffee, bevor sie die Tür ihres Büros aufschloss. Catherina öffnete die Packung und schmiss die Folie in Richtung ihres Papierkorbs. Sie blieb daneben liegen, aber das interessierte Cath nicht. Nachdem sie ihren Kaffeebecher auf dem Schreibtisch abgestellt hatte, kramte sie in ihrer Manteltasche nach einem Feuerzeug und zündete sich eine Zigarette an. Obwohl es für Catherina's Verhältnisse kalt war, öffnete sie ihr Fenster komplett, um den beißenden Zigarettenqualm zu vertreiben.
Sie ließ sich erleichtert in ihren Drehstuhl sinken. Heute würde ein wirklich anstrengender Arbeitstag werden, so viel stand fest.
Vielleicht hab' ich ja Glück und werd' im Außendienst gebraucht.
Moni
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