2013 Wenn die Freiheit dir verwehrt bleibt
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2013 Wenn die Freiheit dir verwehrt bleibt
Mit der folgenden Geschichte habe ich vor zwei Tagen beim Schreib-und-Comic-Wettbewerb Kreis Kaiserslautern den 2. Platz in der Kategorie 11.-13. Klasse belegt.
Deprimiert lag der alte Zirkusbär Bruno auf einem kümmerlichen und verdreckten Häufchen stinkenden Strohs und leckte sich seine blutende Wunde an der linken Vorderpfote.
Diese gefühllosen Menschen. Sie hatten ihm mit ihren schmerzenden Stockpeitschen eins übergedroschen, nur weil er es nicht schaffte, den von ihnen gewünschten Trick vorzuführen.
Er war ein alter und schwacher Bär, der sich nicht einmal in seinen Träumen ausmalen konnte, was es wohl bedeuten würde, einmal frei zu sein. Wie sollte er es bitte schaffen, zwei Meter von dem einen zum anderen Trapez zu springen? Und wieso behandelten sie ihn so? Bruno wünschte sich nichts mehr, als endlich einmal die warmen Strahlen der hoch stehenden Mittagssonne genießen zu können, ohne dass jemand irgend ein banales Kunststückchen von ihm erwartete.
Mit Wehmut rief er sich erneut die heutige Übungsstunde vor Augen. Er erinnerte sich daran, wie sie ihm diesen schrecklichen Maulkorb aufzwangen und ihn an dieser engen Leine durch die Manege führten, während sie ihn mit warnendem Blick ansahen. Er sollte wohl in etwa „Wag es, dich zur Wehr zu setzen und wir ziehen dir das Fell über die Ohren“ bedeuten. Es war nur ein Blick, doch für Bruno war dieser Blick schlimmer, als wenn sie es mit Worten ausgedrückt hätten, denn er musste ihn schon sein ganzes Leben lang ertragen. Jeden Tag, und jedes Mal verlangten sie etwas anderes von ihm. Einmal sollte er auf diesem roten Tretroller fahren, ein anderes Mal wollten sie von ihm, dass er einen Purzelbaum schlug. Bruno war es leid, er war doch nicht ihr Schoßhund?
Oder etwa doch? Ja, genau das war er, ihr Schoßhund. Aber genug war genug, er würde sich das nicht länger gefallen lassen. Heute Abend würde er ihnen endlich klar machen, dass sie mit ihm nicht machen konnten, was sie wollten. Bruno hatte Angst vor den Dompteuren, Angst vor ihren schrecklich schmerzenden Peitchenhieben und den Elektroschocks, die seine Haut verbrannten.
Und trotzdem würde er all seine Kraft und all seinen Mut zusammen nehmen und diesen rücksichtslosen Tierquälern endlich das geben, was sie verdient hatten. Sie würden genau so viel Schmerz wie er erfahren, genau so viel Erniedrigung zu spüren bekommen, wie er es all die Jahre tat. Heute Abend würde der Tag der Abrechnung sein.
Mit pochender Pfote humpelte er zu der kleinen mit dreckigem Wasser gefüllten Aluschale, die auf dem Boden seines Käfigs stand und schleuderte sie mit einem lauten Brüllen gegen die Stahlgitter.
Er fühlte sich plötzlich stark, stark genug um seinen Peinigern endlich Buße zu tun. Unbekannte Kräfte erwachten in ihm und so bäumte er sich bedrohend vor den Gittern des engen Käfigs auf und starrte sehnsüchtig in den Himmel.
Draußen färbten sich die dicken Wattewolken bereits tiefrot, nicht mehr lange und die Vorstellung würde beginnen, und nur er ahnte, dass es die Letzte sein würde. Die Besucher wünschen sich eine spektakuläre Show? Die sollen sie bekommen.
Etwa eine halbe Stunde später, die Sonne war nun ganz vom schwarzen Schleier der Nacht vertilgt worden, tummelten sich die ersten Besucher auf dem Zirkusgelände.
Bruno beobachtete sie aufmerksam, wie sie mit ihrer pinken Zuckerwatte und den bunten Lollis an den Gehegen der Tiere vorbeigingen, ab und an stehen blieben und Grimassen zogen.
Ein kleiner, dicker Junge mit einer rießen Portion Zuckerwatte in der Hand kam an seinen Käfig und blickte ihn belustigt an. „Na, magst du auch etwas?“
Bruno kannte dieses Spielchen. Entweder er musste etwas tun, um ein Stück Zuckerwatte zu bekommen oder sie würden ihn auslachen und einfach weitergehen.
Der Junge meldete sich wieder zu Wort, sichtlich enttäuscht darüber, dass Bruno nicht reagiert hatte: „Hey, du Flitzpiepe! Mach gefälligst was, du bist ja der lahmste Zirkusbär, den ich je gesehen habe!“ Er schnitt eine blöde Grimasse.
Bruno sah ihn finster an, schnellte vor und verpasste ihm mit seiner gesunden Pfote einen Hieb ins Gesicht.
Der Junge wich entsetzt zurück, ließ die Zuckerwatte auf den Boden fallen und rannte weindend davon. Das geschieht dir Recht, du respektloses Menschenkind.
Der Zirkusbär verzog sich wieder in die hintere Ecke seines Käfigs, um seine Kräfte zu sammeln und sich auf seinen letzten Auftritt vorzubereiten.
Pünktlich um achtzehn Uhr konnte Bruno die Stimme des Direktors aus dem großen Festzelt hören, er begrüßte gerade die Gäste und versprach ihnen eine Show, wie es sie nirgendwo sonst je gegeben hatte. Wenn der wüsste, wie viel Recht er damit hat.
Der hochgewachsene Zirkusdirektor erklärte seinen unterhaltungswütigen Besuchern den Ablauf des letzten Auftrittes in dieser Stadt, und nichtsahnend gleichzeitig vom letzten Auftritt irgendwo.
Seinen Worten entnahm Bruno, dass er als zweiter dran kommen würde. Endlich, bald ist es so weit.
Plötzlich schreckte er auf, zwei Mitarbeiter des Zirkus schoben die schweren Stahlgitter auf und kamen mit einer Leine in der Hand auf ihn zu. Komm schon Bruno, das wird das letzte Mal sein.
Wehrlos ließ er sich das rot leuchtende Halsband um den Hals legen. Als seine Jäger es festzurrten, blieb ihm fast die Luft weg. Bruno hatte Mühe, sie nicht sofort zu Boden zu reissen und ihre Gesichter zu zerfetzen. In seinen Augen brannte pure Wut, sämtliche Muskeln spannten sich an. Nein, er durfte nicht die Kontrolle verlieren, jetzt noch nicht. Die Menschen da draussen sollten sehen, wie es ihm ging, wie er sich all die Jahre gefühlt hatte und sie sollten sehen, wie er sich an seiner süßen Rache und den leiderfüllten Schmerzen seiner Folterer ergötzte.
Bruno konnte es nicht glauben, vor einer Stunde noch war er nur ein alter und geschwächter Bär, doch nun konnte er es bis in seine letzte Ader fühlen. Er spürte, wie die Kraft durch sie hindurchschoss und ihm zu neuer Stärke verhalf, wie er sie sich niemals hätte vorstellen können.
Gemächlich trottete er hinter den beiden Männern mit der Leine und den Peitschen her, während er sich genau ausmalte, was gleich passieren würde.
„Geb mal 'n bisschen Gas, du stinkender Teppich!“ Der Typ mit der Peitsche warf ihm einen drohenden Blick zu.
Bruno schnaubte verächtlich, ging aber trotzdem ein bisschen schneller. Seine Pfote schmerzte immernoch, doch angesichts des baldigen Endes seines Leidens schaffte er es mühelos, das nervige Brennen auszublenden.
Nachdem die Zirkusmitarbeiter ihn in den hinteren Teil des Zeltes gebracht hatten, banden sie die Leine an einem massiven Holzpfahl an, der tief in den Boden eingelassen war. Es würde keinen Zweck haben, daran zu reißen, und dass wollte Bruno auch gar nicht. Er würde sich zu Geduld tadeln, bis er in der Manege stand und dann sein bestes Kunststück überhaupt vorführen. Es trug den Namen Tanz mit dem Bären.
Voller Erwartung reckte er den Kopf, um einen kurzen Blick auf die Manege zu erhaschen.
Die Seiltänzerinnen führten gerade ihre schwindelerregenden Kunststücke vor und tanzten wie Ballerinas über die dünnen Metallseile. Gleich würde es soweit sein.
Sie stiegen gerade ihre schmalen Leitern hinab, da baute sich auch schon der Zirkusdirektor vor ihm auf und meinte belustigt:“Na Dicker, wie sieht's aus?“
Wie es aussieht? Das wird dir gleich klar werden, keine Sorge.
Auch wenn alles in ihm sich dagegen sträubte, ließ er sich wehrlos in die Manege geleiten, wo er sich schließlich in den körnigen Sand setzte und die Menge um ihn herum anstarrte.
Sieh sie dir nur an, wie sie sich an deiner Qual laben. Schau ihnen in die Augen, sie können gar nicht genug kriegen. Bruno war kurz versucht, laut zu brüllen, schaffte es aber im letzten Moment, seine bedrohlichen Laute in seiner Kehle zu ersticken.
Der Direktor platzierte sich in der Mitte des Ringes und hob die Peitsche über den Kopf.
Dann brüllte er:“Danse, porter!“
Das war sein Zeichen. Wie lange hatte er sich danach gesehnt, die rießigen schwarzen Mauern seiner Furcht endlich einzureissen und seiner Wut einmal freien Lauf zu lassen? Zu lange.
Entschlossenheit und Wut brannten in ihm auf, er hatte es fast geschafft. Er sah rot.
Bruno erhob sich und fixierte seinen jahrelangen Peiniger eine Sekunde lang, bevor er einen Satz nach vorne machte und mit seinen schweren Pranken nach ihm hieb.
Er traf ihn am Kopf, der Direktor ging zu Boden, dunkelrotes Blut färbte den Sand unter ihm rot.
Alarmiert stürmten zwei weitere Männer in die Manege und schlugen mit den Peitschen nach dem Bären. Bruno konnte überall auf seinem Körper die Stöße der Elektroschocker spüren, es fühlte sich an als würde er gerade in einer Lavagrube verbrennen. Doch er biss tapfer die Zähne zusammen und holte ein weiteres Mal aus. Die beiden Männer gingen ebenfalls zu Boden und schlugen erschrocken die Hände vor ihre schmerzverzerrten Gesichter, um sich vor weiteren Angriffen zu schützen. Aber Bruno packte sie mit beiden Vorderpfoten und biss zu, erst in ihre Hände und schließlich in ihre Nasen. Die beiden Männer schrien wie wild, das Puplikum stürmte panisch nach draußen.
Drei weitere große Männer stürmten das Zelt und schlugen mit rießigen Knüppeln auf das wütende Tier ein.
Und dann geschah es, einer der Männer traf ihn am Kopf und alles wurde schwarz.
Als Bruno schließlich seine schweren Augen einen Spalt öffnete, sah er sich verwirrt um.
Er hatte keinen blassen Schimmer was passiert war, keine Ahnung, wie spät es war.
Habe ich es geschafft?
Augenblicklich fiel ihm etwas merkwürdiges auf, ein unglaublich süßer Duft drang ihm in die Nase und überwältigte ihn, es war der Duft neugewonnener Freiheit.
Bruno konnte es nicht fassen. Trotz schmerzender Gliedmaßen und verbrannt stinkender Haut schaffte er es, sich aufzurappeln und ein paar Schritte zu gehen, bevor er schließlich wieder zusammensackte und auf weichem, feuchtem Gras landete.
Abertausende Sinneseindrücke stürmten auf ihn ein und zerrten seine Augen hin und her.
Wo sollte er zuerst hinschauen? In die mächtigen Baumkronen über ihm, hinüber zu dem tosenden Wasserfall hinter ihm? Oder hinauf in die gleisende Sonne, die ihn mit ihren warmen Strahlen willkommen hieß?
Es war egal, Bruno schloss seine Augen und sog die Luft ein. Er genoss den Duft der süßen Waldblumen und reckte überglücklich das Kinn in die Höhe, als ein Lufthauch seine brenndene Haut beruhigte.
Ja, es war egal. Bruno war endlich frei und er hatte alle Zeit der Welt. Und was noch wichtiger war: Er würde nie wieder eines dieser lästigen Kunststücke aufführen müssen. Nun würde er endlich eine Gefährtin finden und mit ihr eine kleine Familie gründen können, so wie er es sich immer gewünscht hatte.
In einem großen Baum über ihm saß eine junge Frau zufrieden auf einem dicken Ast und blickte den ehemaligen Zirkusbären mit einem breiten Grinsen im Gesicht an.
Sie hatte ihn aus seinem alten Leben befreit, und ihm ein Neues geschenkt.
Deprimiert lag der alte Zirkusbär Bruno auf einem kümmerlichen und verdreckten Häufchen stinkenden Strohs und leckte sich seine blutende Wunde an der linken Vorderpfote.
Diese gefühllosen Menschen. Sie hatten ihm mit ihren schmerzenden Stockpeitschen eins übergedroschen, nur weil er es nicht schaffte, den von ihnen gewünschten Trick vorzuführen.
Er war ein alter und schwacher Bär, der sich nicht einmal in seinen Träumen ausmalen konnte, was es wohl bedeuten würde, einmal frei zu sein. Wie sollte er es bitte schaffen, zwei Meter von dem einen zum anderen Trapez zu springen? Und wieso behandelten sie ihn so? Bruno wünschte sich nichts mehr, als endlich einmal die warmen Strahlen der hoch stehenden Mittagssonne genießen zu können, ohne dass jemand irgend ein banales Kunststückchen von ihm erwartete.
Mit Wehmut rief er sich erneut die heutige Übungsstunde vor Augen. Er erinnerte sich daran, wie sie ihm diesen schrecklichen Maulkorb aufzwangen und ihn an dieser engen Leine durch die Manege führten, während sie ihn mit warnendem Blick ansahen. Er sollte wohl in etwa „Wag es, dich zur Wehr zu setzen und wir ziehen dir das Fell über die Ohren“ bedeuten. Es war nur ein Blick, doch für Bruno war dieser Blick schlimmer, als wenn sie es mit Worten ausgedrückt hätten, denn er musste ihn schon sein ganzes Leben lang ertragen. Jeden Tag, und jedes Mal verlangten sie etwas anderes von ihm. Einmal sollte er auf diesem roten Tretroller fahren, ein anderes Mal wollten sie von ihm, dass er einen Purzelbaum schlug. Bruno war es leid, er war doch nicht ihr Schoßhund?
Oder etwa doch? Ja, genau das war er, ihr Schoßhund. Aber genug war genug, er würde sich das nicht länger gefallen lassen. Heute Abend würde er ihnen endlich klar machen, dass sie mit ihm nicht machen konnten, was sie wollten. Bruno hatte Angst vor den Dompteuren, Angst vor ihren schrecklich schmerzenden Peitchenhieben und den Elektroschocks, die seine Haut verbrannten.
Und trotzdem würde er all seine Kraft und all seinen Mut zusammen nehmen und diesen rücksichtslosen Tierquälern endlich das geben, was sie verdient hatten. Sie würden genau so viel Schmerz wie er erfahren, genau so viel Erniedrigung zu spüren bekommen, wie er es all die Jahre tat. Heute Abend würde der Tag der Abrechnung sein.
Mit pochender Pfote humpelte er zu der kleinen mit dreckigem Wasser gefüllten Aluschale, die auf dem Boden seines Käfigs stand und schleuderte sie mit einem lauten Brüllen gegen die Stahlgitter.
Er fühlte sich plötzlich stark, stark genug um seinen Peinigern endlich Buße zu tun. Unbekannte Kräfte erwachten in ihm und so bäumte er sich bedrohend vor den Gittern des engen Käfigs auf und starrte sehnsüchtig in den Himmel.
Draußen färbten sich die dicken Wattewolken bereits tiefrot, nicht mehr lange und die Vorstellung würde beginnen, und nur er ahnte, dass es die Letzte sein würde. Die Besucher wünschen sich eine spektakuläre Show? Die sollen sie bekommen.
Etwa eine halbe Stunde später, die Sonne war nun ganz vom schwarzen Schleier der Nacht vertilgt worden, tummelten sich die ersten Besucher auf dem Zirkusgelände.
Bruno beobachtete sie aufmerksam, wie sie mit ihrer pinken Zuckerwatte und den bunten Lollis an den Gehegen der Tiere vorbeigingen, ab und an stehen blieben und Grimassen zogen.
Ein kleiner, dicker Junge mit einer rießen Portion Zuckerwatte in der Hand kam an seinen Käfig und blickte ihn belustigt an. „Na, magst du auch etwas?“
Bruno kannte dieses Spielchen. Entweder er musste etwas tun, um ein Stück Zuckerwatte zu bekommen oder sie würden ihn auslachen und einfach weitergehen.
Der Junge meldete sich wieder zu Wort, sichtlich enttäuscht darüber, dass Bruno nicht reagiert hatte: „Hey, du Flitzpiepe! Mach gefälligst was, du bist ja der lahmste Zirkusbär, den ich je gesehen habe!“ Er schnitt eine blöde Grimasse.
Bruno sah ihn finster an, schnellte vor und verpasste ihm mit seiner gesunden Pfote einen Hieb ins Gesicht.
Der Junge wich entsetzt zurück, ließ die Zuckerwatte auf den Boden fallen und rannte weindend davon. Das geschieht dir Recht, du respektloses Menschenkind.
Der Zirkusbär verzog sich wieder in die hintere Ecke seines Käfigs, um seine Kräfte zu sammeln und sich auf seinen letzten Auftritt vorzubereiten.
Pünktlich um achtzehn Uhr konnte Bruno die Stimme des Direktors aus dem großen Festzelt hören, er begrüßte gerade die Gäste und versprach ihnen eine Show, wie es sie nirgendwo sonst je gegeben hatte. Wenn der wüsste, wie viel Recht er damit hat.
Der hochgewachsene Zirkusdirektor erklärte seinen unterhaltungswütigen Besuchern den Ablauf des letzten Auftrittes in dieser Stadt, und nichtsahnend gleichzeitig vom letzten Auftritt irgendwo.
Seinen Worten entnahm Bruno, dass er als zweiter dran kommen würde. Endlich, bald ist es so weit.
Plötzlich schreckte er auf, zwei Mitarbeiter des Zirkus schoben die schweren Stahlgitter auf und kamen mit einer Leine in der Hand auf ihn zu. Komm schon Bruno, das wird das letzte Mal sein.
Wehrlos ließ er sich das rot leuchtende Halsband um den Hals legen. Als seine Jäger es festzurrten, blieb ihm fast die Luft weg. Bruno hatte Mühe, sie nicht sofort zu Boden zu reissen und ihre Gesichter zu zerfetzen. In seinen Augen brannte pure Wut, sämtliche Muskeln spannten sich an. Nein, er durfte nicht die Kontrolle verlieren, jetzt noch nicht. Die Menschen da draussen sollten sehen, wie es ihm ging, wie er sich all die Jahre gefühlt hatte und sie sollten sehen, wie er sich an seiner süßen Rache und den leiderfüllten Schmerzen seiner Folterer ergötzte.
Bruno konnte es nicht glauben, vor einer Stunde noch war er nur ein alter und geschwächter Bär, doch nun konnte er es bis in seine letzte Ader fühlen. Er spürte, wie die Kraft durch sie hindurchschoss und ihm zu neuer Stärke verhalf, wie er sie sich niemals hätte vorstellen können.
Gemächlich trottete er hinter den beiden Männern mit der Leine und den Peitschen her, während er sich genau ausmalte, was gleich passieren würde.
„Geb mal 'n bisschen Gas, du stinkender Teppich!“ Der Typ mit der Peitsche warf ihm einen drohenden Blick zu.
Bruno schnaubte verächtlich, ging aber trotzdem ein bisschen schneller. Seine Pfote schmerzte immernoch, doch angesichts des baldigen Endes seines Leidens schaffte er es mühelos, das nervige Brennen auszublenden.
Nachdem die Zirkusmitarbeiter ihn in den hinteren Teil des Zeltes gebracht hatten, banden sie die Leine an einem massiven Holzpfahl an, der tief in den Boden eingelassen war. Es würde keinen Zweck haben, daran zu reißen, und dass wollte Bruno auch gar nicht. Er würde sich zu Geduld tadeln, bis er in der Manege stand und dann sein bestes Kunststück überhaupt vorführen. Es trug den Namen Tanz mit dem Bären.
Voller Erwartung reckte er den Kopf, um einen kurzen Blick auf die Manege zu erhaschen.
Die Seiltänzerinnen führten gerade ihre schwindelerregenden Kunststücke vor und tanzten wie Ballerinas über die dünnen Metallseile. Gleich würde es soweit sein.
Sie stiegen gerade ihre schmalen Leitern hinab, da baute sich auch schon der Zirkusdirektor vor ihm auf und meinte belustigt:“Na Dicker, wie sieht's aus?“
Wie es aussieht? Das wird dir gleich klar werden, keine Sorge.
Auch wenn alles in ihm sich dagegen sträubte, ließ er sich wehrlos in die Manege geleiten, wo er sich schließlich in den körnigen Sand setzte und die Menge um ihn herum anstarrte.
Sieh sie dir nur an, wie sie sich an deiner Qual laben. Schau ihnen in die Augen, sie können gar nicht genug kriegen. Bruno war kurz versucht, laut zu brüllen, schaffte es aber im letzten Moment, seine bedrohlichen Laute in seiner Kehle zu ersticken.
Der Direktor platzierte sich in der Mitte des Ringes und hob die Peitsche über den Kopf.
Dann brüllte er:“Danse, porter!“
Das war sein Zeichen. Wie lange hatte er sich danach gesehnt, die rießigen schwarzen Mauern seiner Furcht endlich einzureissen und seiner Wut einmal freien Lauf zu lassen? Zu lange.
Entschlossenheit und Wut brannten in ihm auf, er hatte es fast geschafft. Er sah rot.
Bruno erhob sich und fixierte seinen jahrelangen Peiniger eine Sekunde lang, bevor er einen Satz nach vorne machte und mit seinen schweren Pranken nach ihm hieb.
Er traf ihn am Kopf, der Direktor ging zu Boden, dunkelrotes Blut färbte den Sand unter ihm rot.
Alarmiert stürmten zwei weitere Männer in die Manege und schlugen mit den Peitschen nach dem Bären. Bruno konnte überall auf seinem Körper die Stöße der Elektroschocker spüren, es fühlte sich an als würde er gerade in einer Lavagrube verbrennen. Doch er biss tapfer die Zähne zusammen und holte ein weiteres Mal aus. Die beiden Männer gingen ebenfalls zu Boden und schlugen erschrocken die Hände vor ihre schmerzverzerrten Gesichter, um sich vor weiteren Angriffen zu schützen. Aber Bruno packte sie mit beiden Vorderpfoten und biss zu, erst in ihre Hände und schließlich in ihre Nasen. Die beiden Männer schrien wie wild, das Puplikum stürmte panisch nach draußen.
Drei weitere große Männer stürmten das Zelt und schlugen mit rießigen Knüppeln auf das wütende Tier ein.
Und dann geschah es, einer der Männer traf ihn am Kopf und alles wurde schwarz.
Als Bruno schließlich seine schweren Augen einen Spalt öffnete, sah er sich verwirrt um.
Er hatte keinen blassen Schimmer was passiert war, keine Ahnung, wie spät es war.
Habe ich es geschafft?
Augenblicklich fiel ihm etwas merkwürdiges auf, ein unglaublich süßer Duft drang ihm in die Nase und überwältigte ihn, es war der Duft neugewonnener Freiheit.
Bruno konnte es nicht fassen. Trotz schmerzender Gliedmaßen und verbrannt stinkender Haut schaffte er es, sich aufzurappeln und ein paar Schritte zu gehen, bevor er schließlich wieder zusammensackte und auf weichem, feuchtem Gras landete.
Abertausende Sinneseindrücke stürmten auf ihn ein und zerrten seine Augen hin und her.
Wo sollte er zuerst hinschauen? In die mächtigen Baumkronen über ihm, hinüber zu dem tosenden Wasserfall hinter ihm? Oder hinauf in die gleisende Sonne, die ihn mit ihren warmen Strahlen willkommen hieß?
Es war egal, Bruno schloss seine Augen und sog die Luft ein. Er genoss den Duft der süßen Waldblumen und reckte überglücklich das Kinn in die Höhe, als ein Lufthauch seine brenndene Haut beruhigte.
Ja, es war egal. Bruno war endlich frei und er hatte alle Zeit der Welt. Und was noch wichtiger war: Er würde nie wieder eines dieser lästigen Kunststücke aufführen müssen. Nun würde er endlich eine Gefährtin finden und mit ihr eine kleine Familie gründen können, so wie er es sich immer gewünscht hatte.
In einem großen Baum über ihm saß eine junge Frau zufrieden auf einem dicken Ast und blickte den ehemaligen Zirkusbären mit einem breiten Grinsen im Gesicht an.
Sie hatte ihn aus seinem alten Leben befreit, und ihm ein Neues geschenkt.
Moni- Technikerin
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Re: 2013 Wenn die Freiheit dir verwehrt bleibt
wie ich damals schon sagte ich finde die Geshichte gut und den besten Lob hast du bekommen
Re: 2013 Wenn die Freiheit dir verwehrt bleibt
trotzdem nochmal danke ^-^
Moni- Technikerin
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